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"Die Schlange": Ein Serienmörder auf der Jagd nach Hippies

Sie tragen verschiedene Namen, benutzen auch die Identitäten ihrer Opfer: Der Mörder und seine ihm hörige Geliebte.
Sie tragen verschiedene Namen, benutzen auch die Identitäten ihrer Opfer: Der Mörder und seine ihm hörige Geliebte. BBC/© Mammoth Screen
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Eine Miniserie fiktionalisiert den Fall von Charles Sobhraj, der in den 1970ern in Südostasien mordete. Thrillerspannung vor reizvollen Schauplätzen.

Warum wählt Charles Sobhraj meist Gift, um seine Opfer zu töten? Wohl weil er die Erniedrigung der Menschen genießt, die sich am Boden oder in ihren Betten wälzen und irgendwann begreifen, dass sie sterben. Und doch sieht er kaum hin. Die achtteilige Miniserie „Die Schlange“ (im Original „The Serpent“) konnte, obwohl sie auf einem wahren Fall beruht, nicht auf allzu viele Fakten zurückgreifen. Nicht einmal die Zahl der Opfer ist bekannt. So zeichnet sie Sobhraj als eitlen Psychopathen, legt aber mehr Wert auf Opfer und Setting als auf die Deutung seiner Persönlichkeit.

Belebte Städte wechseln sich mit malerischen Wasserfällen und den Bergen Nepals ab: Die Schauplätze liegen entlang des so genannte Hippie Trails, einer in den 60ern und 70ern beliebten Route, deren Stationen etwa von Europa in den Iran und weiter über Afghanistan und Indien bis nach Thailand führten. Eine eindrucksvolle Kulisse, vor der Rucksacktouristen in bunten VW-Bussen Joints rauchen. Der gut organisierte Mörder (glatt und kalt gespielt von Tahar Rahim) auf der einen, die vertrauensseligen Hippies auf der anderen Seite: Das Spiel ist leicht für Sobhraj. Die Reisenden öffnen ihre Taschen und Seesäcke, zeigen Reiseschecks her, sogar Edelsteine. Das nettes Pärchen, das zwei Rubine dabei hat, lässt sich begeistert auf eine Reise in die Berge Nepals ein. Es ist vorgezeichnet, was passiert, sobald jemand mit dem Franzosen ins Auto steigt oder auch nur einen Tee trinkt. Und doch hofft man stets, dass eins seiner Opfer zwischen den (zu) häufigen Zeitsprüngen, die die Serie macht, noch entkommen kann.

Charles Sobhraj mit einem seiner Helfer am Strand, wo sie eine sedierte junge Frau ertränken.
Charles Sobhraj mit einem seiner Helfer am Strand, wo sie eine sedierte junge Frau ertränken.(c) BBC/Mammoth Screen (Roland Neveu)

Sobhraj arbeitet übrigens nicht allein, seine ihm hörige Freundin Marie-Andrée (in den französisch gesprochenen Passagen wenig überzeugend: die Britin Jenna Coleman) führt ihm potentielle Opfer zu, erwirbt ihr Vertrauen und dreht sich dann irgendwann um. Auf die Spur des Mörders kommt ein besonders anständiger junger Diplomat. Er rutscht in die Rolle des Ermittlers, weil die Polizei zu Beginn wenig daran interessiert ist, das Verschwinden oder den Tod von jungen Rucksacktouristen aufzuklären. Hippies eben, die tauchen auf und wieder unter. Zwischen diesen Polen entspannt sich jedenfalls eine spannende Krimihandlung.

Reale Gewalttaten des 20. Jahrhunderts liegen bei Serien offenbar im Trend. „Mindhunter“ erzählte von Mördern in den 1970er Jahren. „Narcos“ von Drogenkartellen in den 1980er und 1990er Jahren. „When They See Us“ zeigt die Geschichte von fünf dunkelhäutigen Jugendliche, die 1990 wegen Mordes unschuldig verurteilt wurden. Fakten und Fiktion werden im Graubereich zwischen Drama und True Crime freilich in recht unterschiedlichem Verhältnis gemischt.

„Die Schlange“ („The Serpent“), von der BBC gemeinsam mit und Netflix und Mammoth Screen produziert, ist in acht einstündigen Folgen seit Anfang April auf Netflix zu sehen.

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