Unionisten und Nationalisten liefern einander schwere Straßenschlachten. Auslöser waren Verstöße gegen Coronaregeln bei einem Begräbnis eines Ex-Anführers der IRA.
Die Decke des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Nordirland ist dünn. In stundenlangen Krawallen zwischen Hunderten Unionisten und Nationalisten wurden in der Hauptstadt Belfast in der Nacht auf Donnerstag Brandsätze gezündet, ein fahrender Doppeldeckerbus angezündet und mehr als 50 Polizisten verletzt. Nach einer Sondersitzung verurteilte die aus Vertretern beider Bevölkerungsgruppen gebildete Provinzregierung die Ausschreitungen scharf. In einer Parlamentsdebatte sagte der Chef der Ulster Unionist Party, Steve Aiken: „Die Gewalt muss aufhören, bevor jemand getötet wird.“ Ähnlich äußersten sich der britische Premier, Boris Johnson, und Irlands Außenminister, Simon Coveney.
Hilflose Polizei
Zu gewaltsamen Zusammenstößen an der Trennungslinie zwischen probritischen, protestantischen Unionisten und proirischen, katholischen Nationalisten kommt es bereits seit knapp einer Woche. Auch beinahe 25 Jahre nach dem Friedensabkommen für die Unruheprovinz dauert es nur Minuten, bis gewaltbereite Kreise auf beiden Seiten zu einer gefährlichen Eskalation der Lage fähig sind. Über soziale Medien werden Anhänger mobilisiert, danach werden blitzartig Straßen blockiert, Reifen angezündet und Brandsätze geworfen. Maskierte Angreifer werden von ihren oft jugendlichen Anhängern aufgehetzt.