Frühmenschen vor 1,8 Millionen Jahren, die schon zur Gattung Homo zählen, hatten noch eine altertümliche Hirnstruktur. Das erschüttert die Anthropologie.
Die Vermessung von Schädeln hat in der Anthropologie zweifellos eine unrühmliche Rolle gespielt. Selbst der große französische Anatom Pierre Paul Broca (1824–1880) war gegen rassistische Fehlinterpretationen nicht gefeit, etwa wenn er fälschlich behauptete, dass Westafrikaner kleinere Gehirne hätten und daher weniger intelligent seien als Europäer. Dennoch ist einiges von Broca geblieben, vor allem seine Entdeckung, dass bestimmte Sprachstörungen auf Schäden in einem bestimmten Areal in der linken Hirnhälfte beruhen.
Sitz der Grammatik?
Dieses Gebiet – in der dritten Windung des Stirnlappens – heißt bis heute Broca-Areal. Dort sitzt ein guter Teil der menschlichen Sprachfähigkeit, auch zur Bildung abstrakter Wörter, und die dazu nötige Motorik. Manche Neurologen glauben sogar, dass dort die von Noam Chomsky postulierte „universale Grammatik“ daheim sei. Wann in der Evolution ist diese „Grammatik“ – beziehungsweise die für Menschen typische strukturierte Sprache – entstanden? Mit der Gattung Homo? Schon davor? Oder erst mit der Art Homo sapiens? Und was war dann mit dem parallel in Europa lebenden Neandertaler?