Coronavirus - Schulen in Thueringen oeffnen wieder
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Mitreden bei der Bildung: Haben die Kinder wirklich nichts gelernt?

Kindern und Jugendlichen mussten in der Pandemie auf vieles verzichten - auch auf den Präsenzunterricht. Was sind die Folgen von „Distance Learning"? Und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Diskutieren Sie mit!

Schulen schließen oder aufsperren? „Wie auf das Amen im Gebet lässt sich am Ende (oder Anfang, weil ohnehin nicht mehr zu unterscheiden) jedes Lockdowns auf den emotionalen Streit warten, der quer durch die Meinungsmacher verläuft“, schreibt Julia Wenzel

Dass das Fernbleiben von der Schule negative Folgen hat, ist unumstritten. Es gibt zum eine Folgen für die Psyche, aber auch der Lernerfolg ist betroffen. Eine Studie aus den Niederlanden verheißt dabei nichts Gutes: Dort  werden regelmäßig nationale Testungen von Volksschülern durchgeführt - so auch 2020 vor und nach dem ersten Lockdown. Das ernüchternde Ergebnis der Auswertung: Anders als in anderen Jahren betrug der Lernfortschritt praktisch null. Besonders betroffen waren Kinder aus sozial benachteiligten Schichten.

Nun haben wir bereits mehr als ein Jahr Pandemie hinter uns, Schülerinnen und Schüler waren immer wieder zuhause vor dem Bildschirm statt in der Schule, auch die jüngsten von ihnen. Eine Umfrage von Julia Neuhauser unter Lehrerinnen und Lehrern in Österreich zeigt, dass die Erfahrungen von Lehrern sehr unterschiedlich sind. „Die Defizite sind kaum aufzuholen“, sagen die einen. Andere sind optimistisch: „Man muss Mut zur Lücke haben“. Unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema haben auch Eltern gemacht.

„Als Mutter und Elternvertreterin erlebe ich derzeit täglich, wie bei Eltern die Wogen hochgehen. Wie ihnen die gegenwärtige Bildungssituation an die Substanz geht“, schreibt indes Ines Schernthaler in einem Gastkommentar Anfang des Jahres. Sie kritisiert, dass vor allem Jugendliche im Distance Learning fast alles alleine erarbeiten müssen. „Hallo? Seit wann ist Bildung eine Holschuld der Schüler und Schülerinnen?“, fragt sie. 

„ Das verordnetes Distance Learning und damit einhergehend reine Notbetreuung vor Ort auch im 14. Monat Corona in Österreich noch immer das einfachste Mittel ist, um Kontakte zu reduzieren“, meint der Pädagoge Gregor Ruttnerin einem Gastkommentar. Und weiter: „Junge Menschen können sich eben nicht wehren, die Wirtschaft schon.“ Was wäre, wenn man stattdessen Steuergeld in die Hand genommen hätte, „um rasch in Luftfilteranlagen für alle Kindergartengruppenräume und Klassen“ zu investieren, fragt er sich. Oder in die Jugendarbeit.

Das hätte wohl auch Martin Schenk von der Diakonie nichts dagegen. „Wir merken es am Krisentelefon, in mobilen Therapien und Notschlafstellen: Kinder und Jugendliche sind massiv unter Druck“, schreibt er in einem Gastbeitrag. Und er zitiert Jugendliche, die unter der Lage leiden: „Ich bin den ganzen Tag allein in meinem Zimmer. Ich halte das Alleinsein nicht mehr aus“, sagt ein 15-Jähriger. Eine 16-Jährige erzählt, dass sie in der kleinen Wohnung immer nur in ihrem Bett sitzt: „Ich hab das Gefühl, ich kann mich gar nicht mehr bewegen“.

Übrigens: Weltweit konnten 168 Millionen Kinder seit einem Jahr wegen der Lockdowns gar nicht mehr zur Schule, schätzt die Unicef. Die Folgen könnten dramatisch sein, wie Elisabeth Postl berichtet.

(sk)

Diskutieren Sie mit: War die Schließung der Schulen immer gerechtfertigt? Was sind die Folgen von „Distance Learning"? Was hätte man besser machen können? Und: Welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht?

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