Von See zu See zu See im Salzkammergut radeln. Hier: der traumschöne Grundlsee.
Radtour

Salzkammergut: Erdbeer-Rouladen sind legales Radler-Doping

Rechts und links steile Berge, und trotzdem lässt es sich kommod und nostalgisch radeln.

Start der Tour ist in Bad Ischl, der Traditionsort wird 2024 Europäische Kulturhauptstadt.
Start der Tour ist in Bad Ischl, der Traditionsort wird 2024 Europäische Kulturhauptstadt.www.badischl.at/Leitner Daniel

Es gab eine Zeit, da hatten wir alle einen Riesenrespekt vor ihnen. Sie waren schlank und durchtrainiert, die Wadeln und Oberschenkel drahtig und tiefengebräunt. Die Arme eher dünn wie bei einem Buchhalter, dafür stand im zerfurchten Gesicht der Ausdruck unbedingter Leistungsbereitschaft. Sie waren schon Kämpfer, die Bergradler der ersten Generation, getragen von einer Ehrfurcht, wie sie heute Kitesurfer und Basejumper einnehmen. Aber die Zeiten sind praktisch vorbei. Durch und über die Berge radeln kann heute so gut wie jeder dank federleichter Carbonräder und E-Bikes, die einen überall hin bis zum Gletscherbruch tragen. Bergradeln und Gemütlichkeit, vor 15 bis 20 Jahren eine undenkbare Kombination, ist heute ein florierendes Geschäftsmodell, gibt es doch Reiseveranstalter, die ihre zahlungskräftige Klientel mit Hightech-Rädern von einem Luxushotel zum nächsten Haubenrestaurant führen. Natürlich all-inclusive.
Ganz so verkehrt ist es ja auch nicht, die Landschaft überwiegend emissionsfrei auf zwei Rädern zu erkunden. Um das Arrangement aus Radfahren und Gemütlichkeit auszuprobieren, haben wir uns eine Gegend ausgesucht, die mit besten historischen Referenzen dafür geeignet ist. Berge gibt es im Salzkammergut ähnlich viele wie Kaffeehäuser und Restaurants. Und wenn man sich dann für den Start noch Bad Ischl, die künftige Kulturhauptstadt, aussucht, dann schwebt über allem die erhabene Gelassenheit des Kaisers Franz Joseph, garniert mit den Fassaden der einstigen Residenzen und besseren Stadthäuser von der Spätgotik bis zum Historismus. Bad Ischl, die kaiserliche Sommerfrische, und das nahe Ausseerland, die Enklave der seinerzeitigen Künstlerszene, sind die Hauptorte unseres Wochenendausflugs. Ein gediegenes Flanieren mit drei etwas längeren Bergaufpassagen zur Abwechslung. Das gastronomische Rahmenprogramm will ja auch verdient sein.

Naturgenuss am Weg: der Rettenbach und seine Klamm.
Naturgenuss am Weg: der Rettenbach und seine Klamm.www.badischl.at/Leitner Daniel

Mit dem Schiff bis zum Kammersee

Traditionelle Plätten sind auf den Seen des Ausseerlandes unterwegs: Hier am geheimnisvollen Toplitzsee.
Traditionelle Plätten sind auf den Seen des Ausseerlandes unterwegs: Hier am geheimnisvollen Toplitzsee.Steiermark Tourismus/Gery Wolf

Wir starten also direkt bei der Kaiservilla an einem öffentlichen Parkplatz, suchen dann durch die schmalen Gassen der Altstadt den Weg vorbei beim berühmten Zuckerbäcker Zauner zum Traunufer und radeln auf der Grazer Straße gen Osten. Hinter der Bundesstraße bringt uns die Rosenkranzgasse zum Ufer des Rettenbachs, den wir etliche Kilometer sanft bergauf begleiten bis zur Rettenbachalm, einem stilgerecht an einer Waldlichtung gelegenen Ausflugswirtshaus mitten in dem einstigen kaiserlichen Jagdrevier. Bis zur Bla-Alm, der nächsten Einkehrstation schon auf Ausseer Gebiet, sind es noch drei Kilometer und gute 200 Höhenmeter durch den Wald. Dafür bietet das Gasthaus viel Nostalgie und dezent neue Küchenakzente. Schließlich sind wir eben von Oberösterreich ins Steirische gewechselt. Eine Pause ist sinnvoll, denn danach geht die Forststraße bergab bis nach Altaussee, wo wir dann links bis zum Seeufer beim Hotel am See neben der Pfarrkirche radeln. Ein Ausflug über den Altausseer See hinüber zur Seeweise und zum neuen Nobelgasthaus, das zum Mateschitz-Imperium gehört, würde sich aufdrängen. Mit dem Rad ist das auf dem sehr schmalen Wanderweg nicht empfehlenswert. Aber dafür gibt es auch die Altaussee-Schifffahrt, deren Anlegestelle nur ein paar Meter entfernt ist. Andererseits ist das nicht der letzte See auf dieser Tour.Auf dem Weg zum Grundlsee kommen wir nun vorbei am übermächtigen Bau des Vivamayr-Gesundheitstempels und dem nicht ganz so mächtigen Hotel Seevilla, radeln ein wenig bergauf auf der ruhigen, asphaltierten Straße nach Obertressen und weiter links durch den Wald zum Grundlsee. Eine kurze Bergabfahrt bringt uns direkt vor das Seehotel. Ein idealer Platz zum Übernachten, wenn man sich einen Ausflug mit dem nostalgischen Schiff über den See und einem Spaziergang zum abgelegenen Toplitzsee gönnen will. Dort kann man sich mit der Plätte zum wirklich romantischen und versteckten Kammersee bringen lassen, zu dem auch kein Wanderweg führt. Ein Abendessen auf der Terrasse des Seehotels wäre dann ein stilgerechter Abschluss. In der nicht weit entfernten Wirtshauslegende Max Schraml werden leider nur mehr Gesellschaften bewirtet.

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