Krawalle

Ausschreitungen in Nordirland: Irischer Premier warnt vor "Spirale der Gewalt"

Protests in Belfast
Protests in Belfast(c) REUTERS (JASON CAIRNDUFF)
  • Drucken

Die Aufforderung, nach dem Tod von Prinz Philip auf Gewalt zu verzichten, wurden nicht befolgt. Auch in der Nacht auf Samstag gab es Proteste und Krawalle.

Trotz des Tods von Prinz Philip und den damit verbundenen Appellen zum Gewaltverzicht ist es in der nordirischen Hauptstadt Belfast auch am Freitagabend zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer beschossen Polizisten im Norden Belfasts Medienberichten zufolge mit Molotowcocktails und Raketen, darüber hinaus bewarfen einige von ihnen die Beamten mit Flaschen sowie Steinen. Zunächst hatte es nach einer ruhigen Nacht ausgesehen.

Angesichts der Unruhen hat der irische Regierungschef Micheal Martin vor einer "Spirale" der Gewalt gewarnt. Für die Generation des Karfreitagsabkommens von 1998 und für die "zukünftigen Generationen" bestehe die Verpflichtung, nicht in eine "Spirale" zurückzukehren, die "fanatische Morde" und "politische Zwietracht" mit sich bringe, erklärte Martin am Samstag.

Auch ein Auto und Mülltonnen wurden angezündet, berichtete die Nachrichtenagentur PA. Dabei wurden laut dem Sender BBC weitere Polizisten verletzt. Zuvor hatten sogenannte Loyalisten - also Anhänger des Verbleibs von Nordirland im Vereinigten Königreich - dazu aufgerufen, die Proteste als Zeichen des Respekts vor der Königin und ihrer Familie nach dem Tod von Prinz Philip zu "verschieben". Nach einer Trauerzeit sollten die Proteste aber fortgesetzt werden, war auf in Belfast aufgehängten Plakaten zu lesen, wie der "Belfast Telegraph" berichtete. Der Ehemann der britischen Königin Elizabeth II. war am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben.

Sonderstatus dürfte Grund für Konflikte sein

In der britischen Provinz Nordirland kommt es seit mehr als einer Woche zu nächtlichen Krawallen. Am Donnerstag wurden dabei weitere 19 Polizisten verletzt, die Gesamtzahl stieg laut BBC auf 74 verletzte Beamte. Grund für die Spannungen dürfte unter anderem der Sonderstatus der britischen Provinz durch den Brexit sein. Experten befürchten, dass sich die Gewalt weiter zuspitzt.

Der Sonderstatus Nordirlands, wie er im Brexit-Abkommen festgelegt wurde, stößt in Teilen des protestantisch-unionistischen Lagers auf Widerstand. Die Provinz ist weiter Teil des EU-Handelsraums, um Warenkontrollen an der Grenze zum EU-Mitglied Irland zu verhindern. Stattdessen muss nun zwischen Nordirland und dem übrigen Vereinigten Königreich kontrolliert werden.

Im Nordirland-Konflikt standen sich jahrzehntelang protestantische Befürworter der Union mit Großbritannien und katholische Anhänger einer Vereinigung der beiden Teile Irlands gegenüber.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BRITAIN-NIRELAND-EU-BREXIT-TRADE
Konflikt nach Brexit

Nordirland: Versuchtes Bombenattentat auf Polizistin

Der Nordirland-Konflikt flammt nach dem Brexit wieder auf. Rund um die Beerdigung von Prinz Philip, dem Ehemann der Queen, hatte es eine Pause bei den Protesten der Unionisten gegeben - seit Montag ist es allerdings nicht mehr ruhig.
Duke of Edinburgh death The Union flag flies at half mast as people gather at for a 41-round gun salute at Hillsborough
Konflikt

Nordirland: „Der Geruch von Verrat liegt in der Luft“

Eine Kombination aus dem Hard Brexit, alten Klüften und neuen krimenllen Banden droht die Lage zu eskalieren. Die Lösungssuche in Brüssel steckt fest.
Die Großbritannientreuen Kräfte fühlen sich von der Regierung in London verraten.
Analyse

Harter Brexit entfacht den Nordirland-Konflikt neu

Die großbritannientreuen Kräfte fühlen sich von der Regierung in London verraten. Radikale Gruppen formieren sich nach der widersprüchlichen Umsetzung des EU-Austritts neu und forcieren den Kampf auf der Straße.
Krawalle in Belfast.
Nordirland

Warum in Belfast wieder die Straßen brennen

Unionisten und Nationalisten liefern einander schwere Straßenschlachten. Auslöser waren Verstöße gegen Coronaregeln bei einem Begräbnis eines Ex-Anführers der IRA.
Ausschreitungen

Nächtliche Krawalle in Nordirland

In der Hauptstadt Belfast haben erneut Randalierer gewütet. Die Justizministerin macht „nationalistische Jugendliche" dafür verantwortlich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.