Interview

Dirigent Johannes Wildner: „Jede Art von Raunzen ist sinnlos!“

„Das ist meine Coronafrisur“, sagt Dirigent Johannes Wildner. Er fordert Action von Politik und Kultur.
„Das ist meine Coronafrisur“, sagt Dirigent Johannes Wildner. Er fordert Action von Politik und Kultur.Caio Kauffmann
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„Wir können jetzt nicht warten, bis wieder alles ›normal‹ ist“, sagt Dirigent Johannes Wildner und erklärt, warum man ohne Kenntnis der Französischen Revolution Beethoven nicht verstehen kann. Sich selbst nennt er einen teuren Ehemann und tiefreligiös.

Sie haben tatsächlich jüngst im Großen Saal Bulgaria in Sofia vor 300 Menschen live dirigiert? Wie war das?

Johannes Wildner:
Wunderbar! Aber wir mussten improvisieren. Erst musste die zweite Mendelssohn-Symphonie gekürzt werden, weil das Programm samt Schumanns Klavierkonzert nur 60 Minuten dauern durfte. Also haben wir die rein instrumentalen Sätze der Mendelssohn-Symphonie weggelassen. Dann gab es einen Coronafall im Chor. Daraufhin konnten wir nur die instrumentalen Sätze der Zweiten spielen. Ein schwerer Schlag.

Toll, dass das Konzert überhaupt stattfand.

Ja! Wir waren in 68 Minuten fertig. Die Menschen sind danach noch applaudierend auf der Straße gestanden.

Wie geht's weiter mit der Kultur? Ist es wahr, dass „Carmen“ in Gars, wo Sie Intendant der sommerlichen Opernfestspiele sind, heuer wieder abgesagt werden muss?

Das ist leider sehr wahrscheinlich, aber wir arbeiten an einer Möglichkeit, Oper coronakonform zu spielen. Vielleicht wird es Mozarts „Entführung“ ohne Chor, mit Streichquintett. Wir dürfen nicht resignieren, Wege zu suchen, um unsere Aufgabe, Menschen mit Kultur zu versorgen, zu erfüllen.

Aber was kann man tun?

Jede Art von Raunzen, Jammern, Schuldzuweisungen oder Protestieren ist vollkommen wertlos. Wir brauchen klare Vorgaben von der Politik, die ein Minimum festlegen, was erlaubt werden kann. Das machen wir dann.

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