Mit Federn, Haut und Haar

Müssen wir uns von der Natur fernhalten, um sie zu schützen?

Dass Corona so viele Leute in die Natur treibt, mag als Bewegung gegen die Naturentfremdung erfreulich sein, ist aber für den Naturschutz keine gute Nachricht.

Weltweit ging seit 1970 die Zahl der Wildtiere um etwa 70 Prozent zurück, besonders dramatisch in den schwindenden Feuchtgebieten, in Flüssen, Seen und im Meer. Viele Arten verschwanden für immer. Heute machen Nutztiere 95 Prozent der Biomasse der Landwirbeltiere aus, für die Wildtiere bleibt immer weniger. Noch ist keine Abflachung dieser exponentiellen Vernichtungskurve in Sicht. So verändern Menschen jene Biosphäre, die ihr eigenes Überleben zu sichern vermag. Aus Unkenntnis, Naivität und Raffgier, oder um als finale Kriegsgewinnler noch einmal herauszuholen, was geht – eh schon egal, oder?

Beinahe müßig, nach den Ursachen dieses Niedergangs zu fragen: Es ist die Übernutzung, vor allem durch den globalen Norden. Genauere Ursachenforschung ergibt dennoch Sinn, da die Menschen nicht einfach verschwinden werden, und weil unverbesserliche Optimisten immer noch die Chance sehen, ein Zusammenleben zu gestalten, das Menschen und anderen Lebewesen ein nachhaltiges Überleben erlaubt. Als Ursachen des Niedergangs listet der „Living Planet Report“ des WWF: Klimawandel, Verschmutzung von Land und Gewässern, Landwirtschaft und Marikultur, Landverbrauch auch an den Gewässern und im Meer (etc.). Alles in Ordnung also, für uns Naturfreunde, die wir nicht baggern, nicht betonieren oder Wildtiere ausbeuten, sondern bloß wandern, Skitouren gehen, über Berge biken, an den Ufern der Alm und anderer rar gewordener Wildbäche lagern und grillen, in den Naturreservaten des Südens die letzten Gorillas bestaunen; die wir per Futterhäuschen im Garten die Singvögel retten und nur noch Biolebensmittel konsumieren?

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