Der auf Long Covid und das Chronische Fatigue Syndrom spezialisierte Wiener Neurologe Michael Stingl spricht über die Ursachen der Spätfolgen einer Corona-Erkrankung, Behandlungsmethoden und Heilungschancen. Um die unterschiedlichen Krankheitsbilder zu differenzieren, fordert er mehr Anlaufstellen für Betroffene.
„Wer an Covid-19 erkrankt, findet sich oft in einer sehr schwierigen Situation wieder, ist beispielsweise aus heiterem Himmel nicht mehr arbeitsfähig. Natürlich kann man da zusätzlich depressiv werden. Dieser Faktor muss berücksichtigt und behandelt werden. Es ist aber wichtig, hier nicht Ursache und Wirkung zu verwechseln“, sagt Michael Stingl. Der Neurologe ist unter anderem auf Long Covid und das Chronische Fatigue Syndrom (Chronisches Erschöpfungssyndrom) als mögliche Folge davon spezialisiert. Das wichtigste sei daher daher eine gute Anamnese, um herauszufinden, worin die Hauptursache für die Beschwerden liegt. Die Psyche spiele bei Long Covid zwar eine wichtige Rolle, „trotzdem dürfen nicht alle anhaltenden Probleme nach Covid-19 auf die Psyche geschoben werden". Michael Stingl im Interview.
Die Presse: Das Phänomen Long Covid, also die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung, unter denen die Betroffenen auch mehrere Monate nach der Genesung leiden, hat unzählige Facetten. Welche Rolle spielt dabei die Psyche?