Parfumkolumne

Riechstoff: Düfte aus der Unterwelt

„Passage d’Enfer Extrême“ von L’Artisan Parfumeur (100   ml um 145 €) und „Orphéon“ von Diptyque  (75  ml um 135 €).
„Passage d’Enfer Extrême“ von L’Artisan Parfumeur (100   ml um 145 €) und „Orphéon“ von Diptyque (75  ml um 135 €). Beigestellt
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Teuflisch, höllisch, pariserisch - Diese Düfte tanzen mit dem Leibhaftigen.

Als ein „dem Teufel huldigendes“ Machwerk wurde unlängst das Video zu dem Song „Call Me by Your Name“ des queeren US-Rappers Lil Nas X getadelt, in dem der Rapper mit dem Leibhaftigen schäkert (und sich auf seinem Schoß ­räkelt). Andere freilich jauchzten begeistert auf angesichts dieses visuell üppigen Zeugnisses von künstlerischem Ausdruck.

Teuflisch, oder vielmehr höllisch, könnte passenderweise auch der neue Duft „Passage d’Enfer Extrême“ von Olivia Giacobetti für L’Artisan Parfumeur sein: Giacobetti überarbeitete ihren 1999 geschaffenen „Passage d’Enfer“; damals wie heute handelt es sich um einen komplexen Weihrauchduft. Zu den Iris- und Moschusnoten gesellt sich nun aber ein knorriger Unterton von Sandelholz. Infernalisch ist die Inspiration übrigens nicht (dazu wäre Weihrauch quasi ohnehin kontrapunktisch), sondern der Name leitet sich von einer Passage im Pariser Montparnasse-Viertel ab, in der L’Artisan Parfumeur gegründet wurde.

Nicht minder ortsspezifisch, und ebenfalls sehr pariserisch, ist „Orphéon“, kreiert von Olivier Pescheux für Diptyque. Zur 60-Jahr-Feier gönnt sich die Marke eine Komposition, die von einer Bar an der Rive Gauche (34 boulevard Saint Germain steht ja auf jedem Flakonetikett), die die Pariser „vie nocturne“ der Sechziger evozieren soll. Von Holz und Rauch ist hier allerdings etwas weniger zu spüren als von Tonkabohnen und Wacholder. Fazit: In den années 60 trank die intellektuelle Elite Gin!

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