Ausstellung

Designer Dieter Rams: Die Zukunft im Rückspiegel

Dieter und Ingeborg Rams Stiftung.
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„Weniger, dafür besser“: Dieter Rams hat den Maßstab für die Gestaltung der Zukunft längst formuliert, in der Vergangenheit. Eine Ausstellung in Frankfurt zeigt, was er damit meinte.

Beim Schauen sind vorn und zurück die beliebtesten Richtungen. Und die geschicktesten Verrenkungen der Perspektiven gelingen meist den Museen und den Ausstellungen. In dieser wird das Kunststück sogar zum Titel der Schau hochstilisiert: „Dieter Rams. Ein Blick zurück und voraus“ findet im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst statt. In der Vergangenheit allein, da liegen die großen Gestaltungsleistungen von Dieter Rams. Für die Unternehmen Braun und Vitsœ hat er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr als 350 Produkte entworfen. Und nicht nur damit, sondern vor allem auch mit seinen Designprinzipien hat er das kollektive Designgedächtnis der Welt ziemlich üppig ausgestattet. So sehr, dass sich kaum ein junger Designer seinem Einfluss entziehen kann.

Vor allem auch, weil Rams – retrospektiv betrachtet – stets die Zukunft implizit im Auge hatte. Das lässt sich aus zahlreichen Produkten lesen, aber auch aus dem, was Rams in Vorträgen und Texten ausformuliert hat. Auch diese, in Auszügen, werden zu den Exponaten der Ausstellung. Für sie hat Dieter Rams 30  Produkte ausgewählt, die paradigmatisch Ansätze vereinen, von denen der Planet auch in Zukunft profitieren könnte. Denn in diese Richtung hat Rams als Designer schon immer ein paar Fäden ausgelegt. Indem er sich Gedanken machte, wie Designer Produkte formen, aber auch wie die Produkte die Gesellschaft formen und damit auch die Zukunft. Einen ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt, das war für Rams ebenso stets eine Herausforderung, die Designer schultern müssen. Weil gerade sie auch über Mittel und Werkzeuge dafür verfügen. So hat er eine Designkultur mitgeprägt, die „weniger, aber besser“ in den Mittelpunkt rückte. Lange Nutzungszyklen zu schaffen etwa gehörten zu den deklarierten Aufgaben des Designs für Rams. „Gutes Design bezieht die Schonung der Ressourcen ebenso wie die Minimierung von physischer und visueller Verschmutzung mit ein“, hatte er es einmal formuliert.

Dieter Rams in seiner Frankfurter Dachwohnung.
Dieter Rams in seiner Frankfurter Dachwohnung.Beigestellt

Der Phaidon Verlag hatte im letzten Herbst eine Werkschau Dieter Rams’ in Buchform vorgelegt. Der Band versammelt alle seine Entwürfe im Zeitraum zwischen 1947 und 2020. Im Vorwort schreibt sich Dieter Rams die Verantwortung des Designers für die Zukunft ein wenig von der Seele. Nicht nur dass die Müllladen kleiner werden müssen und die Städte intelligenter, aber auch bezahlbar für alle. Sondern auch grundlegend müsse sich etwas ändern: „Wir benötigen mehr Dinge, die wirklich das sind und das leisten, was sich Käufer und Benutzer von ihnen erhoffen.“ Das wären etwa Erleichterung, Erweiterung und Intensivierung des Lebens. „Ich baue auf die junge Generation, die sich all dieser Probleme bewusst ist und die nicht auf indivuellen Vorteil und maximalen Profit achtet“, formuliert Rams schließlich auch eine Hoffnung. 

Ausstellung

Dieter Rams - Ein Blick zurück und voraus. Vom 16. April bis 8. August im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt. 

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