Die Eiszeit mit Ankara nach dem „Sofagate“ ist Teil einer neuen geopolitischen Strategie Roms.
Mario Draghi hat im türkisch-europäischen „Sofagate“ viele verblüfft: Der sonst eher wortkarge italienische Premier bezeichnete vergangene Woche den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als Diktator. Dieser hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei Gesprächen in Ankara nur ein zweitklassiges Sofa angeboten.
Kein anderer EU-Chef hatte sich so explizit geäußert. Die Reaktion des Ex-EZB-Direktors überraschte umso mehr, als sich Rom und Ankara eigentlich nahe stehen: Italien ist der zweitgrößte EU-Handelspartner der Türkei und ist stets für den türkischen EU-Beitritt eingetreten. In den vielen Krisen zwischen der Türkei und der EU hat Rom meist eine konziliante Linie eingenommen.