Gesundheitsministerium

"Werde unpopuläre Entscheidungen treffen": Mückstein wird neuer Gesundheitsminister

Mediziner Wolfgang Mückstein und Vizekanzler Werner Kogler
Mediziner Wolfgang Mückstein und Vizekanzler Werner Kogler(c) Roland Schlager, APA
  • Drucken

Mediziner Wolfgang Mückstein folgt Rudolf Anschober im Gesundheitsressort nach. Er rät zur Impfung gegen das Coronavirus, will „keine Luftschlösser“ bauen und hat „großen Respekt“ vor seiner Aufgabe.

Wer wird nach dem Rücktritt von Rudolf Anschober neuer Gesundheitsminister? Diese Frage beantwortete Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Dienstag nur knappe zwei Stunden nach der „persönlichen Abschiedserklärung“ seines Parteikollegen. Die Antwort lautet: Wolfgang Mückstein. Der Wiener Allgemeinmediziner ist Leiter des Primärversorgungszentrums Medizin Mariahilf. In der Wiener Ärztekammer fungiert er als Referent für Gruppenpraxen und neue Organisationsformen. Die Angelobung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen soll am kommenden Montag stattfinden.

Kogler begann seine Stellungnahme mit dem Verweis auf einen Radiobeitrag, den er gehört habe. Eine Pflegerin auf einer Intensivstation, die über die Belastungen, die mit der Pandemie einhergingen, gesprochen habe. Auch sein Vater, so Kogler weiter, sei viele Wochen auf der Intensivstation gewesen. „Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führe“, betonte Kogler: Im Osten Österreichs seien aufgrund des Coronavirus die Intensivbetten so voll wie noch nie.

Dennoch habe man im vergangenen Jahr viel geschafft, betonte Kogler, nach wie vor aber sei man auf allen Ebenen gefordert. Jemand, der das anpacken könne, sei Mückstein, gab sich Kogler überzeugt, bevor er auf Rudolf Anschober, einen „Freund“, zu sprechen kam: „Danke, Rudi“, betonte er mehrfach. Der 60-Jährige habe Enormes geleistet. Er sei „für jede einzelne seiner Entscheidungen gerade gestanden“. Er habe stets das Gespräch gesucht, „das ist nicht selbstverständlich“. Und: „Er hat auch Fehler eingestanden, wenn sie passiert sind. Auch das ist nicht selbstverständlich.“ 

„Wer ist besser geeignet als ein Mann aus der Praxis?“

Es gehe im Ressort nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Soziales. Mückstein sei dafür der Richtige, meinte Kogler. Denn: „Wer ist dabei besser geeignet als ein Mann aus der Praxis?“ Er habe 2010 das erste Primärversorgungszentrum in Österreich eröffnet und sei es gewohnt, „hineinzuhören und den Punkt, an dem es krankt, herauszufinden“. Genau das seien die Stärken, die man nun brauche, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Mediziner Wolfgang Mückstein und Vizekanzler Werner Kogler
Mediziner Wolfgang Mückstein und Vizekanzler Werner KoglerAPA/ROLAND SCHLAGER

Mückstein selbst präsentierte sich als „Hausarzt in Wien“ und Partner im Primärversorgungszentrum. Zwölf Jahre lang sei er auch in der Ärztekammer in unterschiedlichen Funktionen tätig gewesen, zuständig für neue Hausarztmodelle. Im November und Dezember 2020 habe er bei den Regierungsverhandlungen die Kapitel Gesundheit und Soziales mitverhandelt, weshalb er hier einen Einblick habe. Auch die Herausforderungen im täglichen Alltag seien ihm nicht fremd, verwies er auf Homeoffice und Homeschooling sowie auf viele in seiner Behandlung stehende Patienten mit Kollateralschäden.

Mückstein: „Habe großen Respekt vor der Aufgabe“ 

Am Montag sei er von Kogler gefragt worden, ob er als Gesundheitsminister zur Verfügung stünde. Er habe sich das gut überlegt: „Ich will mithelfen, dass wir die Krise so gut wie möglich bewältigen. Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe, da können Sie sich sicher sein.“ Und noch etwas sei sicher: Sollten Intensivstationen, wie derzeit in Wien, an ihre Belastungsgrenzen gelangen, „dann bin ich für einen Lockdown“. Dieser sei nämlich die „einzige Möglichkeit" hier gegen die hohen Infektionszahlen zu steuern. „Ich werde unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn es nötig ist, weil ich mich als Gesundheitsminister und Arzt dazu verpflichtet fühle“, kündigte er an.

All jene, denen sich die Möglichkeit biete, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, bat er, diese Chance wahrzunehmen. Die Impfung sei der Kern in der Pandemiebekämpfung, betonte er. Und er versicherte: Er werde keine Versprechungen machen oder „Luftschlösser bauen“. Bis alle, die ein Vakzin wollen, eines bekommen werden, werde es dauern.

Abgesehen von der Impfstoffbeschaffung gebe es noch viele andere Themen, verwies er etwa auf den Pflegebereich. „Wir leben im besten Gesundheitssystem der Welt“, sagte der Mediziner. Dieses sei durch die Pandemie einem „Realitycheck unterzogen“ worden. Nun gelte es, daraus zu lernen. Eine Lehre daraus, die sich schon jetzt mit Sicherheit sagen lasse, laute dabei: Nur gemeinsam könne man die Pandemie bekämpfen, betonte er, um sich abschließend bei seinem Amtsvorgänger, Rudolf Anschober, für dessen Einsatz zu bedanken: „Ich fange jetzt an, eine Ahnung zu bekommen, welche Verantwortung auf deinen Schultern gelegen ist.“ 

Prozedere

Bevor Wolfgang Mückstein die Nachfolge Rudolf Anschobers als Gesundheitsminister antreten kann, braucht er den Sanktus der Parteigremien der Grünen. Konkret handelt es sich um den Erweiterten Bundesvorstand, der seine Zustimmung geben muss. Er wird in den kommenden Tagen - wohl virtuell - zusammentreten. Finalisiert wird die parteiinterne Kür dann vom Bundeskongress. Wann genau dieser tagt, ist noch unklar.

Mitreden beim Rücktritt von Anschober: Wie geht es jetzt weiter? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wolfgang Mückstein wurde am Montag von Alexander Van der Bellen als Gesundheitsminister angelobt.
Türkis-Grün

Mückstein als neuer Gesundheitsminister angelobt

Bis zum Sommer könne jeder Österreicher zumindest die erste Teilimpfung erhalten, gab sich der Bundesminister nach seiner Angelobung zuversichtlich. Am Nachmittag steht seine erste Regierungsklausur bevor.
Wolfgang Mückstein (Grüne) bei seiner Angelobung zum Gesundheits- und Sozialminister am Montag.
Mückstein

Pflegereform und Einbindung der Wirtschaft: Hohe Erwartungen an neuen Gesundheitsminister

Kaum im Amt des Gesundheitsministers angekommen, sieht sich Wolfgang Mückstein mit zahlreichen Forderungen konfrontiert.
Im Anschluss an seine Angelobung kam der neue Gesundheitsminister Mückstein mit Spitzenbeamten seines Hauses zusammen, um die aktuelle Corona-Lage und die Impfsituation zu besprechen.
Mückstein-Übernahme

Gesundheitsministerium wird neu aufgestellt

Koglers Generalsekretärin wird vorübergehend Kabinettschefin und unterstützt Mückstein bei der Neuaufstellung seines Büros. Die neu geschaffene Funktion Kommunikationsleitung übernimmt ein ehemaliger Ö3-Moderator.
Wird am Montag als neuer Gesundheits- und Sozialminister angelobt: Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein.
Neubesetzung

Grünen-Vorstand wählte Minister Mückstein einstimmig

Der designierte Gesundheitsminister habe „großen Respekt vor der Aufgabe“. Nun muss auch der Bundeskongress der Grünen noch seinen Segen geben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.