Kolumne „Führungsfehler“. Als ich eine sehr junge Studentin war, starb mein Großvater. Ich stieg in die Hauptmiete seiner Wohnung ein. So hatte er es gewollt.
Es folgten die ersten Behördenwege meines jungen Lebens. Auch beim Energielieferanten wurde ich vorstellig und meldete den Vertrag um. Klaglos akzeptierte er meine Kontonummer, Zuschriften aber gingen weiterhin an meinen Großvater. Ich mochte das. Wer Post bekommt, ist noch da. Irgendwie.
Die Jahrzehnte zogen ins Land. Kürzlich bekam mein Großvater wieder einen Brief vom Energielieferanten. Das Haus werde auf Smart Meter umgestellt, falls er das nicht wolle, könne er Opt-outen. Ich wollte keinen Smart Meter und deponierte das im Namen meines Großvaters.
Antwort: ein Brief mit dem Installationstermin des Smart Meters.
Ich rief an. Antwort: Zum Opt-out brauche es die Unterschrift meines Großvaters. Der ist seit Jahrzehnten tot, rief ich. Schaut auf das Konto: meine Kontodaten! Seit Jahrzehnten!
Kein Opt-out ohne Unterschrift, antwortete die Dame am anderen Ende der Leitung. Dann legte sie auf. Das Telefonat dauerte ihr schon zu lange.
Ich kündigte also den Vertrag (das ging ohne seine Unterschrift) und schloss einen neuen ab. In der Folge bekamen wir sehr viel Post. Ich erhielt zwei neue Verträge mit neuen Tarifen für Strom und Gas. Er erhielt einen Ablesetermin für die Endabrechnung von Strom (Dienstagvormittag) und einen für Gas (Dienstagnachmittag). Ich befürchte, es ist die letzte Post, die er bekommen wird.
An nächsten Tag ging der Smart Meter in Betrieb.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.