"Wenn die Türkei ein Mitglied der EU wird, wird sie nicht in zweiter Reihe stehen", sagt der türkische Vizepremier Babacan. Deshalb seien Deutschland und Frankreich "recht nervös".
Nach Ansicht der Türkei fühlen sich Deutschland und Frankreich von den EU-Beitrittsplänen des überwiegend muslimischen Landes bedroht. "Wenn die Türkei ein Mitglied der EU wird, wird sie nicht in zweiter Reihe stehen, und das ist einer der Gründe, warum Länder wie Deutschland und Frankreich recht nervös über unsere Mitgliedschaft sind", sagte Vize-Ministerpräsident Ali Babacan am Mittwoch in New York.
Dabei würde die Europäische Union durch eine Mitgliedschaft der Türkei international an Bedeutung gewinnen, so Babacan: "Das Gewicht der europäischen Wirtschaft in der Welt ist geschrumpft und wird weiter schrumpfen. Nur mit einer Erweiterung wird die EU in der Lage sein, Macht und Einfluss zu bewahren".
Die Beitrittsbemühungen der Türkei stoßen innerhalb der EU auf Widerstände. Zu den Gründen gehören die Lage der Menschenrechte in der Türkei sowie das Zypern-Problem. Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso sagte am Dienstag, Schwierigkeiten bereite auch die ablehnende Haltung zur Einwanderung in einigen EU-Staaten.
Außenminister Spindlegger sieht Österreich nicht in der Rolle des Verhinderers, fordert von den Türken aber Bewegung in der Zypern-Frage: „Der Türkei wird nicht erspart bleiben, über ihren Schatten zu springen.“
VP-Außenminister Spindelegger will aus der Debatte über den EU-Vollbeitritt der Türkei "rauskommen", bekennt sich jedoch zu den Beitrittsverhandlungen. Vorerst plädiert er für eine enge Kooperation.
Das Verhalten der Türkei gegenüber sei weder fair noch haltbar, kritisiert der türkische Europaminister Egemen Bagis. Auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff fordert faire Verhandlungen.
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu warnt Österreich, den EU-Beitrittsprozess zu blockieren. Die islamophoben Thesen Thilo Sarrazins geißelt er als eine neue Form des Rassismus.