Biochemie

Spermidin verbessert das Gedächtnis

Germany Research laboratory Young scientist holding laboratory mouse after treatment model release
Germany Research laboratory Young scientist holding laboratory mouse after treatment model release(c) imago/Westend61 (imago stock&people)
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Das weit verbreitete Amin verlängert nicht nur das Leben von Zellen, sondern hilft auch, kognitive Funktionen zu bewahren. Das zeigten Forscher aus Graz, Innsbruck und Berlin.

Ja, Spermidin kommt im Sperma vor, daraus wurde es 1870 erstmals isoliert, doch man findet es in allen Zellen aller Lebewesen. Es ist ein recht simples Molekül (ein Amin mit sieben C- und drei N-Atomen), aber biochemisch faszinierend. Vor 13 Jahren entdeckten Grazer Forscher um Frank Madeo (Institut für Molekulare Biowissenschaften), dass es die Lebensdauer von Hefezellen verdreifacht. Seither wurde ein verjüngender Effekt u. a. an Fliegen, Würmern, Mäusen und menschlichen Zellen gezeigt. Er ergibt sich vor allem deshalb, weil Spermidin die Autophagie fördert, den Abbau von schadhaften Zellbestandteilen, die sich im Alter häufen.

In zwei zeitgleich erschienenen Arbeiten in „Cell Reports“ beschreiben die Grazer – gemeinsam mit Kollegen aus Innsbruck (Medizinische Universität, Klinik für Neurologie) und Berlin – nun eine weitere erfreuliche Wirkung von Spermidin: Es verbessert das Gedächtnis. Alte Fliegen und Mäuse, denen es ins Futter gemischt wurde, schneiden bei Lerntests (etwa der Orientierung in einem Pool) besser ab. Es wirkt auf die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, und zwar doppelt: Erstens fördert es die Autophagie nicht mehr intakter Mitochondrien. Zweitens kurbelt es die Zellatmung in den Mitochondrien an.

Experimente an Fliegenhirnen klärten, wie es das tut. Spermidin trägt zur Synthese einer seltenen Aminosäure (Hypusin) bei, die sich an ein Protein (elF5A) hängt, das dann die Übersetzung von Messenger-RNA in Proteine startet – und damit auch die Synthese von Proteinen, die Mitochondrien für die Zellatmung brauchen.

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