Die Abschlussklassen müssen kommen – und zwar ausnahmslos. In Volksschulen sind mehr Kinder in Betreuung.
Wien/St. Pölten. In Wien und Niederösterreich dauert der Fernunterricht länger als geplant – zumindest für die meisten Schüler: Erst am 26. April, eine Woche vor dem Ende des allgemeinen Lockdowns, sollen die Kinder und Jugendlichen wieder in die Klassen kommen. Bis dahin gilt aber eine Ausnahme: Abschlussklassen – etwa achte und vierte Klassen der Gymnasien und vierte Klassen der Volksschulen – dürfen in die Schule. Beziehungsweise: Sie müssen.
Nachdem zwei Wiener Gymnasien auch mit ihren vierten und achten Klassen schulautonom im Distanzunterricht bleiben wollten, sagt man in der Bildungsdirektion nun: Das geht nicht. „Die Schulen wurden auf die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben hingewiesen“, heißt es zur „Presse“ aus dem Büro von Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ).
„Wird nicht akzeptiert"
Am Gymnasium Wasagasse in Wien-Alsergrund hatte man den Wunsch nach weiterem Fernunterricht mit der Präferenz der Schüler in der achten Klasse bzw. dem noch ausreichend lange dauernden Schuljahr für die vierten Klassen argumentiert. Im Gymnasium Rahlgasse in Mariahilf sprach man vom guten Funktionieren des Distanzunterrichts sowie der weiterhin erhöhten Coronagefahr.
Ab Mittwoch holt Direktorin Ilse Rollet ihre Schülerinnen und Schüler nun dennoch wieder in die Rahlgasse – auch wenn sie es angesichts der hohen Coronazahlen nicht für klug hält. „Unsere schulautonome Auslegung des Erlasses wird nicht akzeptiert“, sagt sie zur „Presse“. Auch in der Wasagasse wird wieder vor Ort unterrichtet. „Die Entscheidung, die Abschlussklassen nicht zurückzuholen, hatte nichts mit einer Protesthaltung oder einer Widerstandsfront zu tun. Ich wollte die beste Entscheidung für unseren Standort treffen und für Ruhe und Kontinuität sorgen“, sagt Direktor Johannes Bauer zur „Presse“.
Insgesamt sind in Wien diese Woche deutlich mehr Kinder in den Schulen als kurz nach Ostern – nicht nur wegen der Abschlussklassen. Die Betreuung, die trotz Lockdown möglich ist, wird stärker in Anspruch genommen: Vergangene Woche nutzten sie acht Prozent der Volksschüler und 1,5 Prozent der Unterstufenschüler, aktuell sind es laut dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) 22 Prozent der Volksschüler und drei Prozent der Unterstufenschüler. Inklusive der Abschlussklassen sind in Volksschulen 37 Prozent der Schüler vor Ort.
Lehrer wollen aufsperren
An manchen Schulen drängt man indes darauf, wieder ganz aufzusperren: So setzen sich zahlreiche Lehrer des Gymnasiums Draschestraße in Liesing in einem offenen Brief dafür ein, die Schulen unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen auch während der Pandemie offen zu halten. Sie stört unter anderem, dass medial schon vor Ostern teils der Eindruck entstanden sei, Lehrer seien gegen Präsenzunterricht.
(beba/j.n./APA)