Es war schon einmal ruhiger um Rainer Seele. Mitten in den Machtkampf um den Chefsessel bei der OMV platzt nun der Vorwurf, dass der teilstaatliche Konzern Umweltschützern nachspioniere.
Wien. Wie lange führt Rainer Seele noch die Geschicke der teilstaatlichen OMV? Die Tatsache, dass seit der Übernahme des Chemiekonzerns Borealis der interne Machtkampf in den Führungsetagen des ATX-Schwergewichts wieder einmal eskaliert, ist mittlerweile evident. Immer lauter dringt das Gerangel um Macht, Chefsessel und die Zukunft des alten Öltankers nach draußen. Und der Druck auf Rainer Seele steigt.
Just am Tag vor der nächsten OMV-Aufsichtsratssitzung veröffentlicht „Dossier“ einen Brief von Vizekanzler Werner Kogler an den deutschen Manager. Der grüne Regierungspolitiker fordert darin sofortige Aufklärung, ob das Unternehmen eine „Überwachung zivilgesellschaftlicher Organisationen“ veranlasst habe. Konkret steht der Verdacht im Raum, dass die OMV gezielt Aktivisten von Greenpeace und Fridays For Future durch Detekteien ausspionieren lasse. Das Unternehmen selbst reagierte auf die Vorwürfe nur knapp: Es gebe keine Spionage, alle Aufträge seien durch die herrschende Gesetzeslage gedeckt.
Streit um Macht in neuer OMV
Für Rainer Seele kommt die Affäre dennoch zur Unzeit. Der Manager steht sowohl intern als auch extern seit Wochen unter Beschuss. Kolportiert werden Schreiduelle mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Mark Garrett und Grabenkämpfe rund um Macht und Einfluss in der sich neu formierenden OMV. Mit dem gut vier Milliarden Euro schweren Kauf der Borealis hat Seele den Umbau des Ölkonzerns hin zu einem Chemieunternehmen angestoßen. Nun geht es um die Frage, wie diese Neuausrichtung genau aussehen soll – und wer sie gestalten darf?