Epidemiologe Gerald Gartlehner fordert einen letzten harten Lockdown. Ansonsten drohe das Mühsal aus Öffnen, Schließen und viel zu vielen Coronainfektionen bis in den Sommer.
Sie haben vor Wochen prognostiziert, die Osterruhe werde in einem längeren Lockdown enden. Ist es seither gelaufen, wie Sie das erwartet hatten?
Gerald Gartlehner: Ja. Dass sechs Tage nicht reichen werden, war leicht vorhersehbar. Hier hat die Ehrlichkeit der Politik gefehlt. Jetzt haben wir im Osten einen Lockdown, die Zahlen gehen leicht runter, aber das Hauptproblem ist, dass die Intensivstationen stark belastet sind. Wir sollten aus den kommenden Wochen des Lockdowns das Maximum an Wirksamkeit herausholen. Derzeit haben wir in Wien einen Lockdown, aber man merkt davon nicht viel. Es gibt täglich Staus. Da läuft etwas nicht richtig, der Lockdown sollte konsequenter sein.
Wo sehen Sie hier noch Hebel?
Der Bereich Home-Office ist einer, den wir ungenutzt gelassen haben. Epidemiologisch wäre verpflichtendes Home-Office ideal, aber das wird politisch nicht gemacht. Aber zum Beispiel ein Aufruf an Arbeitgeber, Home-Office wirklich überall umzusetzen, wo das möglich ist, könnte viel bewirken. Sonst kommen wir in eine Situation wie im Jänner und Februar: Es gibt einen Lockdown, aber er bewirkt nicht wirklich etwas.