"Pinky Gloves"

"Wir bluten, get over it": Tampon-Handschuh sorgt für Shitstorm

Screenshot TVNow/Vox
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In „Die Höhle der Löwen“ stellten zwei Unternehmer einen Handschuh vor, um Menstruationsprodukte „hygienisch“ und „diskret“ zu entsorgen. Die „Pinky Gloves“ sorgten in den sozialen Medien für viel Kritik - die selbsternannten „Frauenversteher“ räumten daraufhin Fehler ein.

„Mit Pinky wollen wir das Leben der Frauen einfacher machen.“ Mit diesen Worten starteten zwei Unternehmer ihren Pitch bei der deutschen TV-Show „Die Höhle der Löwen“, bei der Gründer von Investoren unterstützt werden können. Die Idee: Die „Pinky Gloves“, pinke Einweghandschuhe, sollen Frauen helfen, ihre Menstruationsprodukte „diskret", „geruchsneutral“ und „hygienisch“ zu entsorgen.

Die deutschen Unternehmer, die sich bei der Bundeswehr kennenlernten, bezeichnen sich selbst als „echte Frauenversteher“. Als sie mit Frauen in einer WG wohnten, hätten sie „so einiges mitbekommen“. Wenn man mit mehreren Frauen zusammen ein Bad benutze, werfe man auch einmal einen Blick in den Mülleimer, wo häufig mit Klopapier eingerollte Menstruationsartikel zu sehen gewesen seien, erzählen sie. „Nach einiger Zeit riecht das unangenehm und man sieht es einfach“, so die Unternehmer. „Das ist einfach ziemlich unangenehm.“ 

Unterwegs sei außerdem nicht immer ein Mülleimer vorhanden, um Menstruationsprodukte zu entsorgen. „Viele Frauen verzichten deshalb sogar aufs Ausgehen oder ihre Hobbys, wenn sie ihre Periode haben.“ Mit den Handschuhen mit Klebestreifen müsse man den Intimbereich nicht direkt anfassen und könne das Produkt „blickdicht" und „auslaufsicher" verstauen.

Online sind 48 Stück der Handschuhe für knapp 12 Euro zu kaufen. Bei den potenziellen Investorinnen und Investoren der Vox-Show, die am Montag ausgestrahlt wurde, kamen die Handschuhe gut an. Die zwei Frauen wollten nicht investieren, zwei Männer baten sich aber an, das Produkt mit 30.000 Euro zu unterstützen.

„Absurdes Produkt"

Schon kurz nach der Ausstrahlung gab es heftige Kritik an dem Produkt und dem Auftritt in der Show. Die Autorin und Menstruationsaktivistin Franka Frei schrieb etwa auf Instagram: „Mal ganz abgesehen von der ganzen Problematik mit Pinkwashing (die Webseite ist pink, die Verpackung glitzert pink und der Name ist „Pinky“, are you serious?): Kann doch nicht sein, dass zwei Typen Geld damit machen, indem sie Menstruierenden einreden, ein weiteres absurdes Produkt zu brauchen, um die Periode, die ja so unfassbar ekelhaft ist, bestmöglich zu vertuschen.“ Das Produkt sei ökologisch verwerflich und trage zur Stigmatisierung Menstruierender bei. „Wir bluten, get over it. Und wenn dich der Müll stört, bring ihn halt raus.“

Kritisiert wurde online auch der Punkt, dass mit den Handschuhen das Berühren des Intimbereichs während der Menstruation „verhindert“ werden könne. „Grad gesehen, dass 2 Männer pinke Einweghandschuhe ,entwickelt' haben, um 1 hygienisches Entfernen und Einführen von Tampons zu ermöglichen. Danke, dass ich meine ekelhafte Scheide nun nicht mehr ungeschützt berühren muss. Danke“, schrieb etwa eine Nutzerin auf Twitter.

Zwei Gründerinnen eines Unternehmens, das nachhaltige Periodenwäsche verkauft, veröffentlichten auf Instagram ein kritisches Video. Vor zwei Jahren seien die Frauen ebenso bei „Die Höhle der Löwen“ gewesen, hätten aber kein Investment bekommen. Sie sprechen unter anderem auch den Preis des Produktes an. „Dieser Handschuh kostet ein Zigfaches von einem normalen Gummihandschuh“, heißt es. „Was vermittelt wird: Du Frau, musst wieder mehr bezahlen, damit du niemanden störst."

„War großer Fehler"

Am Mittwoch meldeten sich dann die Unternehmensgründer von „Pinky Gloves“ mit einem Statement zu Wort. Durch die Kommentare sei ihnen klar geworden, dass es „ernstzunehmende Kritikpunkte“ gebe, denen sie sich nicht bewusst gewesen seien. „Wir haben uns nicht ausreichend und richtig mit dem Thema auseinandergesetzt. Das war ein großer Fehler“, so die Unternehmer. Die Menstruation sei „selbstverständlich etwas ganz Natürliches" und es müsse sich „niemand dafür schämen“, heißt es von ihnen außerdem in einem Video auf Instagram.

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