Innovation

Im Zug auf der Straße

Mehrere groß angelegte Forschungsprojekte untersuchen die Voraussetzungen für einen automatisierten Güterverkehr.

Der Verkehr gilt als einer der wesentlichen Treiber des Klimawandels. Patentrezept zur Reduktion der CO2-Emissionen gibt es zwar bisher keines, dafür aber verschiedene Ansätze. Dazu gehören unter anderem der Umstieg auf emissionsfreie Antriebstechnologien oder die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Einiges versprechen sich die Experten aber auch von automatisierten Transportsystemen. Im Güterverkehr etwa wird die Frage untersucht, inwieweit „Platooning“ zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs von Lkw beitragen könnte. Dabei werden mehrere Laster miteinander vernetzt, wobei das erste, mit einem Fahrer besetzte Fahrzeug als eine Art „Leitkuh“ fungiert, in dessen Windschatten die anderen autonom folgen.

An der FH OÖ Campus Steyr ist man im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts zum Schluss gekommen, dass diese Technologie durchaus Potenzial haben könnte. Bei einem Platoon aus drei Lkw, die in einem Abstand von 15 Metern und mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h unterwegs sind, errechnete das Forschungsteam rund um Projektleiter Wolfgang Schildorfer eine Treibstoffeinsparung von immerhin rund 7,5 Prozent. Zwar kamen der Lkw-Hersteller MAN und die Deutsche-Bahn-Logistiktochter DB Schenker Ende 2018 im Rahmen eines mehrwöchigen Praxistests auf einer Teststrecke in Bayern lediglich auf Einsparungen zwischen drei und vier Prozent, doch auch dort gibt man sich zuversichtlich. Im tatsächlichen Praxisbetrieb seien durchaus höhere Spriteinsparungen möglich, glaubt MAN-Chef Joachim Drees. Im Test habe es nämlich Auflagen gegeben, die den Verbrauch erhöht hätten.

Allwettertauglichkeit auf dem Prüfstand

Ob das automatisierte Kolonnenfahren tatsächlich Zukunft hat, hängt aber nicht zuletzt davon ab, ob es auch unter widrigen Wetterbedingungen funktioniert. Dieser Frage geht das neue, groß angelegte europäische Forschungsprojekt „Award“ nach. Das 29 Partner umfassende Konsortium, an dem unter anderem das österreichische AIT Austrian Institute of Technology beteiligt ist, zielt auf die Entwicklung und den Betrieb von automatisierten Transportsystemen in einer Vielzahl von realen Anwendungsfällen in den unterschiedlichsten Szenarien ab, geht also über das reine Platooning weit hinaus. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen verspricht man sich davon unter anderem eine höhere Flotten-Auslastung, eine Effizienzsteigerung sowie eine Kostenreduktion in der Logistik- und Lieferkette, was letztlich zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Transport- und Logistikindustrie führen soll. (ebe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2021)

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