iLogistics Center von cargo-partner
Logistikimmobilien

Nachhaltigkeit als Überlebensfrage

Ökologische Kriterien spielen bei Bau und Betrieb von Lagerhallen eine immer größere Rolle. Das ist auch eine Folge des Marktdrucks.

Vor zwei Jahren hat noch kaum jemand nach Umweltstandards gefragt“, zeichnet Christian Vogt den Umdenkprozess nach, der in der Logistikbranche Einzug gehalten hat – vor allem, was die Lagerung der Transportgüter betrifft. Vogt ist Geschäftsführer der Deutschen Logistik Holding Real Estate (DLH), die in Enzersdorf derzeit den größten Logistikpark Österreichs entwickelt. In drei Jahren sollen rund 150.000 Quadratmeter Lagerfläche fertig sein. Während beim Transport Klimaziele und Realität noch weit auseinanderklaffen, gibt es „so gut wie keine neu errichteten Lagerflächen mehr, die den Nachhaltigkeitsaspekt völlig außer Acht lassen“, sagt Vogt. Der Grund ist einfach: Es geht ums wirtschaftliche Überleben. „Unsere Stakeholder verlangen das“, verweist der Experte auf die Anforderungen, die Gemeinden, Investoren und Nutzer gleichermaßen an eine moderne Logistik-Immobilie stellen.

Investoren machen Druck

Die Ursache für diesen Druck sieht Carmen Dilch, Österreich-Leiterin des Entwicklers Go Asset, unter anderem in jüngsten Marktveränderungen: „Internationale Investoren drängen auf den Markt und verlangen internationale Standards. Ohne Nachhaltigkeitszertifikat geht gar nichts.“ Der Kriterienkatalog dafür umfasst von der Planung über den Bau und den laufenden Betrieb bis hin zur Nachverwertung den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Das beginnt bei der Standortwahl. „Die direkte Anbindung der Immobilie an prioritäre Verkehrswege verkürzt die Lieferwege und reduziert damit den CO2-Ausstoß“, erläutert Dilch. Zudem setze sich das Konzept kleinerer City-Hubs immer mehr durch – lokaler Verteilerzentren, von denen aus die „letzte Meile“ zu den Kunden mit umweltfreundlichen Fahrzeugen zurückgelegt werden kann.

Beim Bau selbst spielt Holz zunehmend eine tragende Rolle. Das vor zwei Jahren fertig gestellte iLogistics Center von Cargo-Partner in Fischamend war eines der ersten Holzgebäude in der Branche. Laut CEO Stefan Krauter wollte man damit „ein Zeichen setzen für eine ressourcenschonende Unternehmensstrategie“. Immer stärker eingefordert wird, vor allem seitens der jeweiligen Gemeinden, der Erhalt der Biodiversität. So bieten die Grünflächen rund um das vor wenigen Monaten eröffnete Paket-Logistikzentrum der Österreichischen Post in Kalsdorf bei Graz, das teilweise aus Holz errichtet wurde, „Lebensraum für heimische Pflanzen, Waldbienen und andere nützliche Insekten“, wie Pressesprecher Markus Leitgeb betont. Fotovoltaik versorgt den neuen Standort mit Strom.

Eine ökologisch ausgerichtete Energieversorgung sei ohnehin mittlerweile Standard, sind sich die Experten einig. Erst kürzlich wurde etwa das Ikea-Logistikzentrum Wien im 23. Bezirk ein Jahr nach seiner Inbetriebnahme mit dem Österreichischen Solarpreis ausgezeichnet. „Die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach ist Teil des integrierten Konzepts zur Nutzung erneuerbarer Energien“, erklärt Claes Lindgren, Österreich-Verantwortlicher bei Ikea. „Dazu kommen Österreichs größter Eisspeicher, mit dem das Gebäude gekühlt wird, sowie eine Heizpumpe. Damit senken wir Emissionen.“

Optimierte Arbeitsabläufe

Wolfgang Kubesch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL), betont, dass nicht zuletzt die Arbeitsabläufe nachhaltig zu gestalten seien – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus sozialer (Gesundheit der Mitarbeiter) und aus ökologischer Sicht. Das bedeute unter anderem eine digitale Vernetzung zur Erhöhung der Effizienz.

In diesem Bereich sieht sich die Knapp AG aus Hart bei Graz als Technologietreiber. Das steirische Unternehmen arbeitet daran, die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu optimieren, und entwickelt unter anderem intelligente Softwaresysteme und Lagerlogistiklösungen, die die Warenausgabe automatisieren. „Es geht darum, Fehlzuordnungen zu verhindern und so dazu beizutragen, dass es keine unnötigen Fehlfahrten und Retoursendungen gibt“, erklärt die Nachhaltigkeitsverantwortliche Katrin Pucher. Selbst habe man die Initiative „Knapp goes green“ ins Leben gerufen, bei der unter anderem an E-Auto-Ladestationen Firmen- und Kundenfahrzeuge mit Strom versorgt werden. Auch bei zahlreichen Lagerhallen seien Ladestationen mittlerweile selbstverständlich geworden, betonen die Experten.„Immer mehr Kunden berücksichtigen bei ihrer Kaufentscheidung nachhaltige Gesichtspunkte“, fasst Kubesch zusammen. „In der Branche muss man diese Erwartungen erfüllen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2021)

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