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Mehr Frauen für das Bundesheer

Der aktuelle Frauenanteil von rund vier Prozent soll in den kommenden Jahren maßgeblich erhöht werden. Geworben wird mit Karrierechancen und einem abwechslungsreichen Beruf.
Der aktuelle Frauenanteil von rund vier Prozent soll in den kommenden Jahren maßgeblich erhöht werden. Geworben wird mit Karrierechancen und einem abwechslungsreichen Beruf. (c) Martin Hoerl
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Frauenanteil. Aktuell absolvieren 672 Frauen ihren Dienst als Soldatin beim Bundesheer. Um den Frauenanteil weiter zu steigern, setzt das Verteidigungsministerium auf Projekte, die sich in den letzten Jahren bewährt haben, sowie auf eine Reihe von neuen Maßnahmen. Die dazu passende Frauenwerbekampagne geht Ende April an den Start.

Am 1. April 1998 traten in der Erzherzog-Johann-Kaserne im steirischen Straß die ersten sieben Frauen ihren Ausbildungsdienst beim Bundesheer an. Etwas mehr als 20 Jahre später ist die Anzahl der Soldatinnen, mit Stand Ende 2020, auf 672 angewachsen. Vier Prozent beträgt damit die Frauenquote. Zufrieden geben will man sich damit nicht, wie Klaudia Tanner, ihres Zeichens erste Frau an der Spitze des Verteidigungsressorts, am 8. März zum Anlass des Weltfrauentages bekundete: „Seit 100 Jahren kämpfen Frauen für Gleichberechtigung und Wertschätzung. Beides bietet das Bundesheer in Form von interessanten beruflichen Perspektiven an und ist somit ein Vorreiter im Bereich Gleichbehandlung. Zwischen Kameradin und Kamerad gibt es keine Unterschiede. Beide haben die gleichen Chancen und bekommen die gleiche Bezahlung. Für jeden stehen unterschiedlichste Karrierepfade offen. Trotzdem sind wir noch lang nicht am Ziel angelangt. Wir wollen den Frauenanteil weiter erhöhen.“

Familienfreundlich

Gelingen soll die kontinuierliche und nachhaltige Steigerung mit einem Bündel an Maßnahmen und der Weiterführung von Projekten, die schon bislang erfolgreich waren. 2009 wurde zum Beispiel das Pilotprojekt zur „temporären Kinderbetreuung in den Sommerferien“ beim Jägerbataillon 18 in St. Michael eingeführt; als erster Verband des Bundesheeres wurde das Bataillon dafür heuer mit dem staatlichen Gütezeichen als familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet.

Seit 2010 wird in den Ferienmonaten Juli und August für Bedienstete des Ressorts mit Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren eine vierwöchige temporäre Kinderbetreuung in militärischen Liegenschaften angeboten, bundesweit. Die pädagogische Betreuung der Kinder erfolgt durch externe autorisierte Dienstleistungsbetriebe. Mittlerweile wird das Angebot jährlich von rund 500 Kindern genutzt und der Bedarf an Kinderbetreuung wird laufend evaluiert und optimiert.

Frauen, Frieden, Sicherheit

2020 wurde das Referat für „Angelegenheiten der menschlichen Sicherheit mit Bezug auf Einsätze“ im Verteidigungsministerium implementiert. Ein Schwerpunkt des Referates ist, den Soldatinnenanteil und die Auslandeinsatzverwendung von Frauen zu erhöhen. Das Verteidigungsministerium ist zudem Teil einer interministeriellen Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, „Frauen, Frieden und Sicherheit“. Im Rahmen der Resolution und mit dem Ziel, eine gesteigerte Präsenz weiblicher Soldaten im Auslandseinsatz zu erreichen, wurde bei Nato-Einsätzen die Funktion der „Gender Advisor“ eingeführt.

In den Jahren 2019 und 2020 entsandte das Bundesheer erstmals zwei Soldatinnen in dieser Funktion ins Ausland. In den letzten zwei Jahren befanden sich durchschnittlich 27 Frauen monatlich im Auslandseinsatz – als Militärärztinnen, Stabsoffiziere oder Military Observer.

Chancengleichheit

Um auch weiterhin die notwendigen Schritte setzen zu können, unterzeichnete Klaudia Tanner im März 2021 den aktuellen „Frauenförderungsplan 2020–2023“. Der Plan des Bundesministeriums für Landesverteidigung ist ein Instrument, um den schrittweisen Abbau von Ungleichbehandlungen von weiblichen Bediensteten zu unterstützen. Zugleich wird damit der Unterrepräsentanz von weiblichen Zivilbediensteten sowie von Soldatinnen zielorientiert und nachhaltig entgegengewirkt. Für die Erhöhung der Frauenquote sollen beispielsweise „Bewerberinnen, die für die angestrebte Funktion gleich geeignet sind wie der bestgeeignete Mitbewerber“, bei der Auswahl den Zuschlag bekommen. Weiter will man die Chancengleichheit stärken, indem Voraussetzungen geschaffen werden, die es Teilzeitbeschäftigten ermöglichen, mit Leitungsfunktionen betraut zu werden. Für Bedienstete mit Betreuungspflicht sollen Teilzeitarbeit oder flexible Arbeitszeit im Rahmen des Dienstbetriebes geprüft und zugelassen werden.

Fit fürs Heer

Weitergeführt wird auch das erfolgreiche Projekt „Fit fürs Heer“, das 2017 als Pilotprojekt an der Heeresunteroffiziersakademie Enns gestartet wurde, um vor allem Frauen auf den militärischen Dienst vorzubereiten. Durch gezieltes und individuelles Training werden Kaderanwärterinnen trainiert, durch Truppenbesuche lernen sie die Waffengattungen und Dienststellen kennen. Eine ständige Feedbackschleife ermöglicht den Anwärterinnen, sich selbst zu reflektieren und ihr Führungsverhalten zu stärken. Ziel des Programms ist es, Frauen auf die Herausforderungen der militärischen Laufbahnkurse vorzubereiten. In naher Zukunft ist zusätzlich die Einführung einer Fitness-App geplant, um Einsteigerinnen dabei zu helfen, körperliche Leistungserfordernisse zu erfüllen. Einblick und Rekrutierung Bereits seit 2004 bietet das Bundesheer regelmäßig Vorbereitungstage oder -wochenenden sowie Schnupper- und Karrieretage an, die ebenso Tradition haben wie der Girls Day, der seit 2017 in allen Bundesländern stattfindet. Junge Frauen bekommen dabei einen Einblick in den Alltag von Soldatinnen und Soldaten und können sich bei den Informationsständen über die vielfältigen Jobchancen beim Bundesheer beraten lassen. Die Werbung für jene, die am Beruf Soldatin interessiert sind, wird künftig intensiviert. Ende April 2021 startet eine entsprechendeFrauenwerbekampagne. Geplant ist zudem, Frauen sowie Soldatinnen vermehrt für die Ausbildung als Informationsoffizier anzuwerben, damit sie in dieser Funktion bei Rekrutierungsmaßnahmen helfen können.

Karriereweg und Berufsvielfalt

Geworben wird mit Karrierechancen und einem abwechslungsreichen Beruf. Der Weg zur Soldatin kann bereits im Alter von 17 Jahren mit der Abgabe einer freiwilligen Meldung (Bewerbung mit der Zustimmung der Eltern) beginnen. Auf eine empfohlene Teilnahme beim freiwilligen Vorbereitungswochenende, das vor allem der Überprüfung und Verbesserung der eigenen Fitness dient, folgt eine dreitägige Eignungsprüfung und nach deren Bestehen das „Einrücken“. Es ist der Tag, an dem die Ausbildung zur Soldatin beginnt. Während der ersten Monate werden die wichtigsten militärischen Grundlagen gelehrt. Im Anschluss an die Basisausbildung beginnt der spezielle Karriereweg als Offizier, Unteroffizier oder Soldatin in einer Kaderpräsenzeinheit. Angeboten wird seitens des Bundesheeres eine breite Auswahl an Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten mit fairer Bezahlung und guten Aufstiegschancen. Für Soldatinnen der Luftstreitkräfte sind beispielsweise Ausbildungen zur Luftfahrttechnikerin oder zur Helikopter- und Jetpilotin möglich. Zu Land können unter anderem Laufbahnen bei der Militärpolizei im In- und Ausland, der Aufklärung (Experten im Beobachten und Melden von gegnerischen Aktivitäten), der Garde oder bei den Panzergrenadieren eingeschlagen werden.

Welche Optionen sich für Frauen beim Bundesheer bieten, zeigen beispielhaft für die 672 aktuellen Soldatinnen die Berufsfelder von Elisabeth Leitinger und Sabine Bachmayer, die als Sanitäterin bzw. Militärhundeführerin tätig sind. „Ich bin im Sanitätszentrum Süd stationiert, das für die medizinische Versorgung der Bundesheerangehörigen in Südösterreich verantwortlich ist“, erzählt Wachtmeister Leitinger. Nach der für Soldatinnen grundlegenden Basisausbildung beim Heer absolvierte Leitinger eine weiterführende Ausbildung gemäß dem Sanitätergesetz (SanG), die nach modernsten medizinischen Erkenntnissen gestaltet ist und mit zivil anerkannten Prüfungen abschließt. „Für die Arbeit als Sanitäterin braucht es Fitness, Intelligenz und vor allem die Bereitschaft zum Dienst am Mitmenschen, auch bis zur eigenen Leistungsgrenze“, so Leitinger. Bei Übungen etwa sei die erste sanitätsdienstliche Hilfeleistung an verletzten Kameraden eine geistige, emotionale, aber auch körperliche Herausforderung.

Als große Herausforderung sieht auch Wachtmeister Sabine Bachmayer ihre Arbeit im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch, der Heereseinrichtung für Zucht, Aus- und Weiterbildung, Einsatz und Überprüfung der Diensthunde im gesamten Bundesgebiet. „Neben der Ausbildung der Hunde wird der Schulung des Hundeführers große Bedeutung beigemessen. Bevor wir als Hundeführer mit der Ausbildung beginnen dürfen, gilt es eine 14-tägige Überprüfung zu absolvieren. Dabei werden wir nicht nur in die Fütterung, Pflege und Ausbildungsgrundlagen eines Hundes eingewiesen, sondern auch vom Heerespsychologischen Dienst auf unsere physische und psychische Belastbarkeit überprüft“, erklärt Bachmayer. Ein Abschlusstest über das Erlernte komplettiert das Programm und entscheidet über die Zulassung zur Teilnahme am Militärhundeführer-Lehrgang, der sich insbesondere bei Frauen großer Beliebtheit erfreut. Das Militärhundezentrum Kaisersteinbruch mit knapp 2000 Hunden und der größten Rottweilerzucht der Welt ist die ÖBH-Dienststelle mit dem höchsten Frauenanteil (60 Prozent).

FRAUENANTEIL

Im Bundesministerium für Landesverteidigung sind zum aktuellen Stand Ende 2020 insgesamt 2293 zivile Frauen tätig (Frauenanteil 28 Prozent). Der Frauenanteil bei den Soldatinnen beträgt rund vier Prozent. Insgesamt liegt er bei zwölf Prozent (zivile Bedienstete und Soldatinnen). Die meisten der 672 Soldatinnen sind als Unteroffiziere tätig (260). Allein 2020 musterten insgesamt 745 Unteroffiziere mit dem Dienstgrad Wachtmeister beim Bundesheer aus, davon 59 Frauen. Der derzeit höchste Rang bei weiblichen Offizieren ist der Dienstgrad „Brigadier“, zwei Frauen sind in diesem Rang.

www.bundesheer.at


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