Sanktionen

USA vergelten Russlands unsichtbare Angriffe hart

(c) APA/AFP/MANDEL NGAN (MANDEL NGAN)
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Die US-Regierung sieht russische Operateure hinter dem SolarWinds-Hack, Einmischungsversuchen im Wahlkampf 2020 und Kopfgeld-Angeboten in Afghanistan. Ihre Reaktion darauf fällt überraschend harsch aus.

Als die Hacker jenen Code schrieben, mit dem sie später einmal in die Wartungssoftware SolarWinds einbrechen sollten, kümmerten sie sich um ein interessantes, kleines Detail: einen sogenannten Kill Switch.

Die Idee dahinter: Sollte ein Opfer unabsichtlich in ihren Angriff geraten, konnten sie die Schadsoftware wieder entfernen. Ein Mechanismus, mit dem sich – zumindest theoretisch – sicherstellen ließ, dass Unbeteiligte bei einer der größten Cyber-Spionageaffären des vergangenen Jahres keinen dauerhaften Schaden erleiden. „Das war sehr gezielt, sehr verantwortungsvoll“, befand ein IT-Experte im US-Magazin Wired.

„Wirtschaft ersticken“

Solche Details scheinen die US-Regierung von Joe Biden nicht beeindruckt zu haben. Am Donnerstag verhängte sie wegen des als SolarWinds-Hack bekannt gewordenen Angriffs eine Reihe von Sanktionen: Das Weiße Haus weist zehn russische Diplomaten aus, darunter sollen sich fünf Mitarbeiter russischer Geheimdienste befinden. Denn die US-Behörden sind sich sicher: Hinter dem SolarWinds-Hack steckt ein russischer Auslandsgeheimdienst.

Über mehr als 18.000 Computersysteme auf der ganzen Welt wurden infiltriert, in dem eine Sicherheitslücke der weitverbreiteten Wartungssoftware ausgenutzt wurde. Darunter befanden sich auch Netzwerke von US-Behörden. Das Ausmaß der langwierig orchestrierten Attacke gelangte erst im vergangenen Dezember an die Öffentlichkeit. Der frisch gewählte und noch nicht auf sein Amt vereidigte Biden kündigte bereits damals eine Antwort an.

Diese fällt nun unerwartet hart aus: Denn mit 32 Namen will die US-Regierung auch sechs russische Tech-Firmen auf die Sanktionsliste setzen. Dem nicht genug, verbietet das US-Finanzministerium seinen Behörden, ab 14. Juni mit neu emittierten russischen Staatsanleihen und Anleihen der russischen Zentralbank sowie des russischen Staatsfonds zu handeln. Allein das Gerücht über diesen Schritt führte am Donnerstagvormittag – bereits vor der eigentlichen Verkündung der Sanktionen – zu einem Kurseinbruch des Rubels um zwei Prozent gegenüber dem US-Dollar. Die „New York Times“ schreibt, die Sanktionen „zielen darauf ab, Russlands Wirtschaft zu ersticken“.

Nicht erste Cyber-Sanktionen

Dass Bidens Reaktion so harsch ausfiel, liegt auch daran, dass sie nicht nur als Antwort auf den Solar-Winds-Hack gedacht ist: Das Weiße Haus listet in seiner Begründung die Erkenntnisse der US-Geheimdienste über eine Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf 2020 auf. Dazu kommt ein CIA-Bericht, demzufolge russische Geheimdienstler der afghanischen Islamistengruppe Taliban Kopfgelder angeboten hätten, damit diese US-Soldaten in Afghanistan ermorden.

Der Report wurde bereits im vergangenen Frühjahr dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump vorgelegt. Sein Nachfolger Biden scheint nun entschlossen, gegenüber Moskau eine klare Linie zu ziehen. „Ein solch aggressives Verhalten wird ohne Zweifel eine Abfuhr erhalten“, sagte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Donnerstag über die Sanktionen. Bereits in den vergangenen Tagen marschierten vermehrt russische Truppen an der Ostgrenze der Ukraine auf.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine US-Regierung russische Akteure und auch Geheimdienstler auf ihre Embargo-Liste für Cyber-Delinquenten setzt. Diese kommt bereits auf rund 300 Einträge – die meisten aus dem Iran, Nordkorea und Russland. Dass nun der russische Staat direkt als Sanktionsziel definiert wurde, ist aber neu. Man habe „hohes Vertrauen in die Beurteilung der Zuschreibung“, dass Russland für die SolarWinds-Attacke verantwortlich sei, hieß es aus dem Weißen Haus.

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