Gerüchte über zufällig ergatterte Impfdosen halten sich hartnäckig, heißt es bei der Stadt Wien. Für übrig gebliebene Impfdosen gibt es aber einen genauen Vergabeplan.
Bei den einen war es der Nachbar, bei den anderen die Nichte einer Freundin, die Geschichte ist dieselbe: Sie haben sich auf gut Glück am Abend bei einer Impfstraße eingefunden, in der Hoffnung, eine der übrig geblieben Impfdosen zu ergattern. Und es hat funktioniert!
„Das ist eine 'Urban Legend', die sich hartnäckig hält“, sagt Mario Dujakovic, Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker, zur „Presse“. In Wien werde so mit den übrig gebliebenen Dosen definitiv nicht verfahren. Es komme zwar immer wieder vor, dass kurzfristig mehr Impfstoff da sei, als ursprünglich eingeplant. Für dessen Vergabe gebe es ein mehrstufiges System, sagt Dujakovic.
Backup- und Wartelisten
Prinzipiell sind die Impfstoffe nach der Lieferung fünf Tage haltbar. „Wenn sich also etwa am Dienstag abzeichnet, dass am Samstag noch viele Termine frei sind, machen wir kurzfristig Altersgruppen auf.“ Das habe bisher sehr gut funktioniert, sagt Dujakovic.
Aber auch untertags stelle sich immer wieder heraus, dass Impfdosen übrig bleiben. Etwa zehn Prozent der Termine würden storniert, nicht wahrgenommen oder verschoben.
Einmal mit Kochsalzlösung verdünnt, sind die Impfstoffe sechs Stunden haltbar. Dann muss es schnell gehen. Dafür gibt es einerseits „Backuplisten.“ Das sind Menschen, die bereits am Vortag kontaktiert wurden, um sich bereit zu halten für den Fall, dass Dosen übrig bleiben. „Werden diese ausgeschöpft, werden Leute von der Warteliste durchgerufen.“ Dafür habe man ein eigenes Callcenter eingerichtet, so der Sprecher.
Reihenfolge einhalten
Sowohl bei den Vorab kontaktierten als auch bei den auf der Warteliste vermerkten Personen handelt es sich aber ausschließlich um jene, die sich auch in derselben Priorisierungsgruppe befinden. Man wolle die Reihenfolge einhalten. Das sei bei einer willkürlichen Vergabe an wartende Menschen nicht möglich.
Schließlich sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein 80-Jähriger stundenlang draußen vor einer Impfstraße warte, sehr gering, meint Dujakovic. Das würden eher jüngere Menschen machen, die eigentlich noch nicht an der Reihe sind.
„Hie und da“ kämen Menschen zu den Impfstraßen, sagt Dujakovic. „Wir schicken sie weg, manche bleiben trotzdem stehen.“ Dujakovic rät dazu, „bei dem kalten Wetter lieber zu Hause bleiben und einen Kakao trinken."
(twi)