Gastkommentar

Bidens große Neugewichtung im Steuersystem

US-Präsident Joe Biden
US-Präsident Joe BidenREUTERS
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Ein gerechteres Steuersystem allein würde nicht alle wirtschaftlichen Probleme Amerikas lösen. Aber es wäre ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung.

Die Ausgabenpläne von US-Präsident Joe Biden haben für Schlagzeilen gesorgt, und das zu Recht. Das Hilfspaket und der Infrastrukturplan der US-Regierung könnten durch die damit verbundene Stärkung des sozialen Sicherheitsnetzes und die Erhöhung der Ausgaben für Transport, Breitband und Bildung zu einer Neugestaltung des US-Wohlfahrtssystems führen.

Da die Ausgaben der US-Regierung aber auch nach der Covid-19-Pandemie hoch bleiben dürften, müssen die Steuereinnahmen steigen, da nicht alles mit zusätzlicher Kreditaufnahme finanziert werden kann. Daher hat die Biden-Administration eine ebenso weitreichende Steuerreform unter dem Titel Made in America Tax Plan vorgestellt, im Rahmen dessen sich der Anteil der Unternehmenssteuern an den Steuereinnahmen erhöhen würde.

Eine Anhebung der Körperschaftsteuer bietet in dieser Hinsicht die beste Option. Im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg machten Steuern auf persönliche Einkommen sowie die Einnahmen aus der Sozialversicherung etwa 50 Prozent der gesamten US-Steuereinnahmen aus, während weitere 30 Prozent auf Unternehmenssteuern entfielen. Seitdem ist der Anteil der Steuern aus persönlichen Einkommen jedoch stetig gestiegen und hat etwa 85 Prozent des gesamten US-Steueraufkommens erreicht, während der Anteil der Unternehmenssteuern unter zehn Prozent gefallen ist.

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Außerdem waren die Unternehmensgewinne in den USA noch nie so hoch wie heute, wohingegen der auf Arbeit entfallende Anteil am Nationaleinkommen von etwa 66 auf 58 Prozent gesunken ist. Das ist ein Hinweis darauf, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen immer größeren Teil der gesamten Steuern zahlen, obwohl der Anteil, den sie vom wirtschaftlichen Kuchen erhalten, immer geringer wird. In meinen eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen kam ich zu ähnlich hohen Ungleichgewichten zwischen effektiven Grenzsteuersätzen auf Arbeit (über 25 Prozent) und auf Kapitalinvestitionen wie etwa Software und Ausstattung (fünf Prozent).

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