Literatur

Das Monster Patriarchat

Rumena Bužarovska führt in „Mein Mann“ elf chauvinistische Prachtexemplare vor.

Man kann nur hoffen, dass es in Nordmazedonien auch andere Männer gibt als die von Rumena Bužarovska in ihrem Erzählband „Mein Mann“ beschriebenen. Die 1981 in Skopje geborene Autorin und Literaturwissenschaftlerin für amerikanische Literatur lässt hier einige Ungustln auftreten, anders kann man diese kaum bezeichnen: Ein Dichter, ein Vaginen malender Gynäkologe, ein Botschafter und so weiter werden in elf intensiven Geschichten vorgeführt, demaskiert und der Lächerlichkeit preisgegeben. Allerdings sind diese chauvinistischen Prachtexemplare Partner von Frauen, die das ungute Verhalten, die Gewalt, die Doppelmoral, Eitelkeit und Selbstsüchtigkeit ihrer Männer mittragen und damit weiterführen. Es geht also ebenso um die Frauen, oder besser: um Beziehungen, Arbeits- und Familienverhältnisse, die sich so kompliziert wie nervenaufreibend gestalten.

Und natürlich leiden die Ich-Erzählerinnen darunter oder machen sich mit wunderbar bitterbösem Humor darüber lustig, aber sie sind auch Mitgestalterinnen dieser Lebensentwürfe, indem sie den Männern ihr Verhalten durchgehen lassen, sie durch ihr Dulden und Schweigen noch darin bestärken. Ihr Innenleben sieht anders aus, das Dulden erzeugt Hass auf den zu Erduldenden, und die psychische Zerbrechlichkeit mancher Frauen wird von der Autorin auf eindringliche und schmerzvolle Weise deutlich gemacht. Aber das Patriarchat lebt immer auch von beiden Polen, es ist wie ein gefräßiges Monster, das sich von der Verletzbarkeit und den Unzulänglichkeiten der Menschen nährt, und wirklich wandeln wird es sich erst, wenn diese Wandlung beide Geschlechter gleichermaßen mittragen und sie aufhören, das Monster durchzufüttern. Auch das ist Bužarovskas literarische Botschaft.

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