Bank-Austria-Vize als möglicher neuer UniCredit-Chef

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Banken Wird BankAustriaVize neuer(c) Barbara Gindl
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Die italienische Notenbank fordert UniCredit auf, rasch einen Nachfolger für Profumo zu finden. Gute Chancen werden vor allem dem Bank-Austria-Vizechef Federico Ghizzoni eingeräumt.

Wien (höll). Die italienische Notenbank macht Druck: Sie hat am Donnerstag den Aufsichtsrat der Bank-Austria-Mutter UniCredit aufgefordert, rasch einen Nachfolger für den vor zwei Tagen zurückgetretenen Bankchef Alessandro Profumo zu finden. Aufsichtsratspräsident Dieter Rampl übernahm vorübergehend die Geschäfte. Die italienische Notenbank bezeichnete dies als „Ausnahmesituation“. Rampl versicherte, dass er in wenigen Wochen einen neuen Chef präsentieren werde. Weitere Details nannte er nicht.

Italienischen Medienberichten zufolge soll es bereits eine „Shortlist“ von Kandidaten geben. Gute Chancen werden vor allem dem Bank-Austria-Vizechef Federico Ghizzoni eingeräumt.

Im Bank-Austria-Vorstand gibt es eine Arbeitsteilung: Bankchef Willibald Cernko ist primär für das Geschäft in Österreich zuständig. Ghizzoni leitet den Osteuropa-Bereich. Mit Ausnahme von Kasachstan hat die Bank Austria die Krise in Osteuropa relativ gut überstanden. Anders als Raiffeisen und die Erste Bank kam sie ohne Staatshilfe aus. De facto ist Ghizzoni im UniCredit-Konzern wichtiger als Cernko. Der Italiener wurde im August zu Profumos Stellvertreter ernannt. Ghizzoni ist in Mailand gut vernetzt. Der 54-Jährige hat fast sein ganzes Berufsleben in der Bank verbracht, zumeist war er für Töchter im Ausland zuständig.

Er könnte der Bank nach den jüngsten Turbulenzen mehr Stabilität bringen, heißt es. Allerdings gilt Ghizzoni als Profumo-Vertrauter, was zurzeit nicht unbedingt von Vorteil sein dürfte. Auch UniCredit-Vorstand Roberto Nicastro gilt als Anwärter für den Chefposten. Als externer Kandidat wird unter anderm Alberto Nagel genannt. Dieser steht an der Spitze der einflussreichen Mailänder Investmentbank Mediobanca. Das Institut ist an vielen italienischen Firmen beteiligt.

Rampl gegen politische Zurufe

Laut Aufsichtsratspräsident Rampl soll sich an der Strategie der Bank nichts ändern. Analysten befürchten, dass die internationale Expansionsstrategie gefährdet ist. Denn italienische Politiker und UniCredit-Aktionäre fordern, dass sich das Institut künftig stärker auf den Heimatmarkt konzentriert. Rampl verwahrt sich gegen Einflussnahme aus der Politik. Es sei ein Fehler zu glauben, dass er eine solche Einflussnahme zuließe. Rampl war einst Chef der deutschen HypoVereinsbank, die von der UniCredit übernommen wurde. Er hat früher die Sonderrechte, die der Bank Austria im „Bank der Regionen“-Vertrag zugestanden werden, angezweifelt. Dem Vertrag zufolge muss das Osteuropa-Geschäft von Wien aus geleitet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2010)

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