Vor 35 Jahren führten menschliches Versagen und bauliche Mängel im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl zur nuklearen Katastrophe. Das Gebiet wurde zur kontaminierten Sperrzone. Doch noch immer leben und arbeiten hier Menschen. „Die Presse am Sonntag“ erhielt Zugang zum Kontrollraum von Reaktor 4, Ground Zero des Unglücks.
Es ist das Geräusch quietschender Schuhe, das die geisterhafte Stille im engen Korridor durchbricht. Der schmale Weg zum Kontrollraum von Reaktor 4 im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl ist mit zentimeterdicken, stark vergilbten Gummimatten ausgelegt. Von den Wänden bröckeln Fetzen von hellblauer Farbe ab, ein seltsam stechender Geruch liegt in der Luft, Wassertropfen fallen auf den feuchten Boden.Die unmittelbare Nähe zum Ground Zero, den Überresten des explodierten Reaktors 4, wirkt bedrückend. Mit jedem Schritt geht es tiefer unter das sogenannte New Safe Confinement, eine gigantische Schutzhülle, die den Austritt von Radioaktivität verhindern soll.