Andrè Schuen ist mit Ladinisch, Deutsch und Italienisch aufgewachsen.

Andrè Schuen: "Die Bühne fehlt schon sehr"

Andrè Schuen macht „Die schöne Müllerin“ zum intensiven Seelendrama und beweist, dass Schuberts Lovestory auch Tinder und Co. nichts anhaben können.

Sag, Bächlein, liebt sie mich?“  – das ist die Frage, die den jungen Müllersburschen beherrscht. Anfangs spricht einiges dafür, später vieles dagegen. Das Seelendrama, das sich in Franz Schuberts Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ entfaltet, berührt uns bis heute. Knapp 200 Jahre ist es her, dass Schubert seinen ersten erzählenden Liedzyklus schuf, mit einer Genialität, die ihresgleichen sucht. Für den italienischen Bariton Andrè Schuen sind Schuberts Lied­zyklen („Die schöne Müllerin“, „Winterreise“ und „Schwanengesang“) der Mittelpunkt des Liedrepertoires. „Die schöne Müllerin“ hat er mit dem Pianisten Daniel Heide auf CD eingespielt, sie ist vor Kurzem bei der Deutschen Grammophon erschienen. Wieso gerade die „Müllerin“? „Sie ist der jugendlichste Zyklus. Ich wollte sie als Erstes machen, weil die Stimme dafür eine gewisse Helligkeit und Frische braucht, die ich jetzt noch habe“, sagt der Sänger, der eigentlich Ende April als Papageno in der Wiener Staatsoper gesungen hätte.

Während er den ersten Lockdown noch als Auszeit vom stressigen Künstlerberuf wahrnahm, fehlt Schuen mittlerweile die Bühne. „Es ist doch der Kern unseres Berufes, auf der Bühne zu stehen.“ Auch die Müllerin hatte Schuen in zahlreichen Konzertsälen auf der ganzen Welt gesungen, bevor er sie im Studio einspielte. „Auf der Bühne nimmt man das Feedback der Zuhörer wahr und kann spontan entscheiden, wie man etwas interpretiert. Manchmal hat man eine Intention, das kommt aber ganz anders an. Die Botschaft soll berühren, aber nicht melodramatisch daherkommen.“ Der Spagat ist geglückt: Vom zart hingehauchten „Morgenstern“ im Morgengruß über das kraftvolle „Die geliebte Müllerin ist mein!“, das angewidert hingeschleuderte „Bleib, trotziger Jäger, in deinem Revier . . . sonst scheut sich im Garten das Rehlein fürwahr“ bis zum trostlos-blickverengenden „Ach Bächlein, aber weißt du, wie Liebe tut?“ – dem Sog von Schuens Gesang, der die Liebespein so authentisch darstellt, entzieht man sich als Zuhörer nicht.

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