Quergeschrieben

Die Welt ist ungerecht, die Kunst auch nicht besser

Seit bekannt wurde, dass die Wiener Philharmoniker bei der Corona-Impfung vorgereiht wurden, rumort es nicht nur in der freien Szene.

Impfdrängler sind gar keine so rare Spezies in Österreich. Nicht nur Bürgermeister und (Provinz-)Politiker jeglichen Geschlechts entwickeln beachtliche Fertigkeiten im Vorschwindeln. Und nun wurden also die Wiener Philharmoniker von Wiens Gesundheitsstadtrat diskret nach vorn gereiht, schließlich ist Österreich eine Hochkulturnation. Eigentlich hätte die philharmonische Bevorzugung geheim bleiben sollen, aber wie das halt so ist mit einem Geheimnis, das zu viele (in den sozialen Medien) teilen: Es apert verlässlich an die Öffentlichkeit. Nun ist die coronagebeutelte freie Szene zu Recht frustriert. Die Interessengemeinschaft Freie Theaterarbeit und die IG Autorinnen Autoren fordern gleiches Impfrecht für alle Kunstschaffenden, was ihnen instant den Vorwurf des Impfneids eingebrockt hat. Doch New York zeigt, wie es gehen könnte: In einem Impfzentrum am Broadway werden neuerdings täglich bis zu 1500 Kreative geimpft.

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Um die Empörungswellen flach zu halten, reichen Wiens Gesundheitsstadtrat und der hochsubventionierte Orchesterverein eilig Erklärungen nach: Die Philharmoniker müssten spiel- und reisefähig bleiben, Tourneen wären ohne Immunisierung unmöglich, an der Mailänder Scala, an der bereits im November und nun wieder im März Corona-Cluster mit 50 Infizierten aufgepoppt sind, dürften nur Geimpfte musizieren, Absagen kämen nicht nur teuer, sondern wären auch imageschädigend.

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