Déjà-vu

Die langen Schatten des alten Jugoslawien

Peter Kufner
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Neue Grenzen für Serbien und Kroatien? Die Auflösung von Bosnien-Herzegowina? Sloweniens Präsident Janez Janša löst mit solchen Ideen bei der EU Schrecken aus.

Janez Janša muss wissen, dass er die Lunte an ein Pulverfass legt, wenn er die Grenzen der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien neu ziehen möchte. Der slowenische Ministerpräsident hat bei der EU ein Papier durchsickern lassen, in dem er die Auflösung von Bosnien-Herzegowina und des Kosovo vorschlägt, an deren Stelle drei ethnisch definierte Staaten treten sollen: „Großalbanien“ mit dem albanischen Kosovo, „Großserbien“ einschließlich der jetzigen bosnischen Republika Srpska und „Großkroatien“, dem ein Großteil der kroatischen Herzegowina zugeschlagen werden soll. Von Bosnien soll lediglich eine Art Kanton für Muslime übrigbleiben, an eine ähnliche Konstruktion ist für den serbisch besiedelten nördlichen Teil des Kosovo gedacht.

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Dass solche Ideen ausgerechnet jetzt an die Öffentlichkeit kommen, ist kein Zufall. Am 1. Juli übernimmt Slowenien für ein halbes Jahr den EU-Vorsitz. In Brüssel löst die Vorstellung, Laibach könnte die Neuziehung der Grenzen in Ex-Jugoslawien zu einem Thema seiner Präsidentschaft machen, blanken Schrecken aus. Man hatte dort gehofft, mit der Aufnahme Sloweniens und späterKroatiens in die EU und einer „Beitrittsperspektive“ für die übrigen Staaten einigermaßen Ruhe geschaffen und den Fall Jugoslawien damit irgendwie abgehakt zu haben.

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