Führungsfehler

Die Leiden des engagierten Schulleiters

Clemens Fabry
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Kolumne „Führungsfehler“. Aus dem „Spiegel“ stammt die kafkaeske Geschichte eines deutschen Schulleiters. Trotz Corona wollte er den Präsenzunterricht aufrechthalten, mit Hirn, Herz und Elternhilfe. Er scheiterte kläglich.

Der namentlich nicht genannte Schulleiter setzte alles daran, einen sicheren Unterricht zu gewährleisten. Die Eltern seiner Schüler wollten das auch. Was braucht es dafür?, fragten sie sich gemeinsam und erstellten eine Liste. Ganz oben standen massenhaft Tests. Vom Ministerium waren sie nicht zu bekommen, also organisierten die Eltern sie.

Prompt kam das Verbot der Behörde: Testen sei in Klassenzimmern nicht erlaubt, nur in Arztpraxen.

Dann lasst uns regelmäßig die Klassenräume desinfizieren!, sagten sich Schulleiter und Eltern. Desinfektionsmittel sind im Budget nicht vorgesehen, sagte die Behörde. Die Eltern bezahlten sie aus eigener Tasche.  

Sie besorgten auch Luftfilter für die Klimaanlagen. Das Schulamt untersagte deren Einbau. Aus Haftungsgründen. Im Fall eines Kurzschlusses wollte es nicht verantwortlich sein.

Blieb nur mehr Home-Schooling. Doch leider ging der Internet-Hotspot der Schule kaputt. Sechs Monate lang genehmigte die Behörde keinen neuen. Sollen die Lehrer halt auf das landesweite Onlineportal ausweichen! Doch das schaffte nur eine wackelige Verbindung. Videokonferenzen mit mehreren Schülern überforderten es.

Weichen wir halt auf Microsoft Teams aus, entschied der Schulleiter. Man wollte es ihm verbieten. Datenschutz-Bedenken.

Da steht die Schule jetzt. Kafkaesk? Durchaus. Natürlich haben beide Seiten ihre Gründe. Der Schulleiter will bestmöglichen Unterricht gewährleisten. Die Behörden müssen Prozesse, Budgets, Gesetze, Haftungsfragen und Datenschutz im Auge behalten. Wobei: Was wiegt mehr in einer Ausnahmesituation?

Wäre das ein Hollywood-Film, unser Held, der Schulleiter, würde das Notwendige über das Bürokratische stellen und sein Ding durchziehen. Im Film würde er dafür gefeiert.

Im echten Leben würde er gefeuert.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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