Annalena Baerbock führt die Grünen in die Wahl. Vom Aufstieg einer Unterschätzten.
Berlin. Annalena Baerbock verbrachte ihre Jugend auch auf dem Trampolin in der Turnhalle. Nichts verlangte der jungen Leistungssportlerin mehr Mut ab, als einen neuen Sprung zu erlernen, wie sie in einem NDR-Interview einmal erzählte: „Du weißt nicht, ob du auf dem Kopf oder auf den Füßen landest.“ Seit Monaten rätselte das politische Berlin, ob Baerbock auch im übertragenen Sinn einen neuen Sprung wagt, ob sie also nach der Kanzlerkandidatur der Grünen greift oder der anderen Hälfte der grünen Parteispitze, Robert Habeck, den Vortritt überlässt. Seit Montag, 11.03 Uhr, weiß die Republik: Annalena Baerbock springt. Zu klären ist nur noch, wo sie landet. Also im Kanzleramt oder nicht.
Zum ersten Mal überhaupt nennen die Grünen ihren Spitzen- auch Kanzlerkandidaten. Das ist zwar ein rein informeller Titel. Aber er zeigt den neuen Machtanspruch der Öko-Partei an. „Alles ist drin“, lautet die Parole, die Baerbock mantraartig wiederholt. „Wir wollen ums Kanzleramt kämpfen. Die Union ist in Reichweite“, erklärt Habeck. Spiel auf Sieg sozusagen.