"Super League"

Real Madrid, Chelsea und Manchester City droht Ausschluss aus Champions League

Twelve of Europe´s top football clubs launch a breakaway Super League
Twelve of Europe´s top football clubs launch a breakaway Super League(c) REUTERS (JASON CAIRNDUFF)
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"Diese Clubs müssen weg“, sagte UEFA-Komitee-Mitglied Jesper Möller. Die künftigen Mitglieder der „Super League“ könnten noch aus der laufenden Fußball-Champions-League geschmissen werden.

Rekordsieger Real Madrid, Manchester City und Chelsea droht als künftigen Super-League-Mitgliedern der Ausschluss aus der laufenden Fußball-Champions-League. Die UEFA hat zudem Nationalspielern der Clubs aus der angekündigten Super League mögliche Konsequenzen für die EM diesen Sommer angedroht. Sie könnten aus Länderspielen der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft ausgeschlossen werden.

Dass der Ausschluss aus der Champions League diskutiert wird, bestätigte der dänische Verbandspräsident Jesper Möller, der auch Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees ist, am Montag in einem Interview mit der Rundfunkanstalt in Dänemark (DR). "Diese Clubs müssen weg, und ich gehe davon aus, dass dies am Freitag geschehen wird", betonte Möller.

Sollte dies tatsächlich passieren, würde nur noch ein einziger Semifinalist - Paris Saint-Germain - übrig bleiben. "Wir müssen dann überlegen, wie wir die Champions League (in dieser Saison) beenden", erklärte Möller mit Verweis auf die außerordentliche Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am Freitag.

Kurz vor Möllers Aussagen hatte auch schon UEFA-Präsident Aleksander Ceferin eine harte Vorgehensweise gegen die abtrünnigen Clubs angekündigt. "Wir werden alle Sanktionen verhängen, die möglich sind", erklärte der Slowene. "Meiner Meinung nach sollten sowohl die Clubs als auch ihre Spieler so schnell wie möglich aus all unseren Bewerben ausgeschlossen werden."

Die Paarungen im Champions-League-Semifinale lauten Real Madrid gegen Chelsea und Paris Saint-Germain gegen Manchester City. Spieltermine sind der 27./28. April beziehungsweise 4./5. Mai - eine Entscheidung über einen möglichen Entfernung der drei Clubs aus dem Bewerb müsste daher rasch fallen.

PSG als Champion?

Was im Falle eines Ausschlusses passieren würde, ist völlig offen - noch nie in der Geschichte des Europacups war die UEFA mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. In diversen europäischen Medien wurden Szenarien debattiert, in denen eine vorzeitige Krönung von PSG zum Champion ebenso angedacht wurde wie der Wiedereinstieg der im Viertelfinale ausgeschiedenen Vereine FC Bayern, Borussia Dortmund und FC Porto, die allesamt nicht Teil der Super League sind.

Welche Entscheidung der Kontinentalverband auch trifft, schon jetzt scheint klar, dass auch die laufende Saison der "Königsklasse" massiv beeinträchtigt wird. Im Vorjahr wurde der begehrteste Pokal im europäischen Fußball im August in einem Final-Turnier ausgespielt, nachdem es wegen der Corona-Pandemie zu einer monatelangen Unterbrechung.

Länderspielsperre steht im Raum

Die UEFA hat zudem Nationalspielern der Clubs aus der angekündigten Super League mögliche Konsequenzen für die EM diesen Sommer angedroht. "Die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlossenen Liga spielen, werden von der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft ausgeschlossen", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin am Montag.

Wann dies geschehen werde, ließ der Slowene allerdings noch offen. Es sei "zu früh", um über rechtliche Konsequenzen zu sprechen. Es solle aber "so früh wie möglich" geschehen. Zuvor hatten zwölf Spitzenvereine - aus England Manchester United, Manchester City, Liverpool, Arsenal, Chelsea und Tottenham, aus Italien Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan sowie aus Spanien Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid - angekündigt eine eigene, internationale Super League gründen zu wollen.

Diese stünde in direkter Konkurrenz zur Champions League der UEFA. "Wir stehen alle gemeinsam gegen dieses Nonsens-Projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne", sagte Ceferin und griff die abtrünnigen Clubs scharf an: "Solidarität ist etwas, das für immer steht. Für manche ist Solidarität und Einheit etwas, das nicht existiert. Das Einzige, das für sie zählt, ist ihre eigene Tasche."

Angriff auf Juventus-Boss

Ceferin attackierte vor allem Andrea Agnelli scharf. "Ich möchte nicht viel über Agnelli sprechen. Er ist die größte Enttäuschung von allen", sagte der UEFA-Boss über den Präsidenten von Juventus Turin. "Ich habe noch nie eine Person getroffen, die so viel gelogen hat, wie er es tat." Agnelli war als Vorsitzender der Europäischen Club-Vereinigung ECA auch Mitglied der UEFA-Exekutive. Damit war der Italiener auch an der Ausarbeitung der Reform der Champions League, die die UEFA am Montag verabschiedete, beteiligt. Es wurde erwartet, dass Agnelli seinen UEFA-Posten zeitnah aufgibt. Bereits am Montagabend wurde der 45-jährige Italiener nicht mehr auf der UEFA-Website als Exko-Mitglied geführt.

FIFA-Präsident Gianni Infantino wähnt Ceferin im Kampf gegen die neue Super League dagegen auf seiner Seite. "Ich glaube, ja", antwortete der Slowene am Montag während eines Mediengespräches auf die Frage, ob er Infantino noch vertraue. Der Schweizer habe seine volle Unterstützung zugesagt. "Ich freue mich darauf, ihn morgen zu hören", sagte Ceferin mit Blick auf den UEFA-Kongress am Dienstag, bei dem Infantino eine Rede halten wird.

Österreichische Nationalspieler sind derzeit nicht bei einem der zwölf in die Super-League-Pläne involvierten Clubs aktiv. Valentino Lazaro ist vertraglich allerdings bis 2023 an Inter Mailand gebunden. Bis Sommer ist der Flügelspieler noch an Borussia Mönchengladbach verliehen. Der aktuell bei Bayern München spielende David Alaba soll dem Vernehmen nach bei Real hoch im Kurs stehen.

Die internationale Spielergewerkschaft (FIFPro) kritisierte in einer Aussendung Ceferins Ankündigung, Spieler von abtrünnigen Clubs für ihre Nationalmannschaften zu sperren. "Wir werden uns energisch gegen Maßnahmen beider Seiten aussprechen, die die Rechte der Spieler beeinträchtigen würden, beispielsweise den Ausschluss aus ihren Nationalmannschaften", hieß in dem Statement.

(APA)

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