Versicherer: "Alle bereuen es, Meinl vertraut zu haben"

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Höher Insurance Services, ein Haftpflichtversicherer für Finanzdienstleister, attackiert in einem Schreiben die Meinl Bank. Die Meinl Bank spricht von "emotionalen Rundumschlägen".

Die Causa Meinl European Land (MEL, heute Atrium) treibt skurrile Blüten. Jetzt holt die Höher Insurance Services KEG, ein Berufshaftpflichtversicherer für Finanzdienstleister, zum Gegenschlag gegen die Meinl Bank aus. Vergangene Woche hatte das Geldhaus verkündet, ein Schreiben von Höher an seine Versicherungsnehmer gefährde den Vergleich zwischen der Bank und 6000 Kleinanlegern, die mit Papieren der ehemaligen Meinl European Land (MEL) Geld verloren haben. Am Donnerstag antwortete Höher-Chef Peter Höher Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl. "Alle meine Freunde bzw. Kunden bereuen es sehr, dass sie seinerzeit dem Hause Meinl das Vertrauen geschenkt haben", heißt es in dem Schreiben, das der APA vorliegt.

Meinl Bank sieht Feuer am Dach

Stein des Anstoßes war ein Brief von Höher an seine Kunden, die MEL-Papiere vermittelt haben. Höher Insurance, eine Repräsentantin von Lloyd's in Österreich, empfahl darin den Finanzberatern, sich von ihren vergleichswilligen Kunden bestätigen zu lassen, korrekt über die Risiken des MEL-Papiers aufgeklärt worden zu sein - "um sich und uns Ärger zu ersparen".

Weinzierl sah deshalb Feuer am Dach: Wenn Anleger dieses Formular unterschreiben, könne der Vergleich nicht zustandekommen, da sich sein Institut dann nicht mehr an den Beratern schadlos halten könne. Wer den Vergleich annimmt, muss ja alle seine Klagsansprüche gegen Berater an die Bank abtreten. Diese will sich das Geld - insgesamt lässt sie rund 18 Millionen Euro springen - nämlich von den Vermittlern zurückholen.

"Überprüfen, wer Käse erzählt hat"

Höher jedenfalls weist "den Vorwurf, irgendjemandem empfohlen zu haben, unrichtige Bestätigungen einzuholen oder andere zu animieren, solche unrichtigen Bestätigungen zu rechtfertigen, (...) zurück", wie er den Bankvorstand wissen ließ. Und: "Wie Sie zu der boshaften Behauptung kommen konnten, es werde angestrebt, unrichtige Bestätigungen einzuholen, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht überprüfen Sie einmal im eigenen Hause, wer Ihnen diesen Käse erzählt hat."

Ansonsten holt Höher auf drei Seiten zu einem Rundumschlag gegen die Meinl Bank aus: "Monatelang wurde das Publikum mit Fernsehspots und Printwerbungen weichgeklopft, solange, bis es potenziellen Interessenten kaum klarzumachen war, dass es eventuell sinnvollere, passendere Angebote gab als MEL." Nun müssten sich viele Finanzdienstleister "aufgrund der unglückseligen Entwicklung von MEL Woche für Woche vor den verschiedensten Gerichten in ganz Österreich verteidigen, stets konfrontiert mit dem Vorwurf, warum haben Sie MEL empfohlen?", moniert Höher.

Meinl Bank: "Emotionale Rundumschläge"

Für die Meinl Bank bestätigt die "heftige Reaktion" nur, dass sich Höher "durch emotionale Rundumschläge gegen die Meinl Bank versucht, aus seiner Verantwortung zu ziehen." Eine Reihe von Gerichtsurteilen zeige, "dass Berater sich beim Verkauf von MEL-Zertifikaten nicht korrekt verhalten haben - und hier müsste deren Versicherung ins Spiel kommen".

Während die Meinl Bank 18 Millionen Euro für Vergleiche in die Hand nehme, unternehme die Haftpflichtversicherung nichts dergleichen, hieß es aus der Bank auf APA-Anfrage.

(APA)

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