Nachruf

Rudolf Burger, der (Anti-)Philosoph gegen jede Heuchelei

Burger 2018.
Burger 2018.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im Alter von 82 Jahren ist Rudolf Burger am Dienstag in einer Wiener Intensivstation gestorben. Er war jahrzehntelang der schärfste öffentliche Denker Österreichs, erregte etwa Anstoß mit seiner Kritik an Gedenkkultur.

Der Philosoph, der aus der Kälte kam“, so nannte sein Freund und Kollege Konrad Paul Liessmann ihn einst bei einer Laudatio, man könnte auch sagen: Rudolf Burger war der Philosoph, der von außen kam, nicht aus den Kreisen der Philosophie. Er habe sich selbst immer als Anti-Philosophen verstanden, sagte er einmal der „Presse“. Tatsächlich hatte er Physik studiert, an der TU Wien über eisenreiche Legierungen dissertiert. Wer will, kann mit dem harten Metall die Härte von Burgers Gedankengängen assoziieren, er selbst würde das wohl als Kitsch sehen. Diesen lehnte er ab, wie die Geschwätzigkeit, wie die Tugendprotzerei, das Moralisieren.

Dieses konstatierte er vor allem an der Linken, der er, Sohn eines Kommunisten, sich dabei stets in der Sache, in der Weltanschauung verbunden fühlte: Einen materialistischen Skeptiker nannte er sich, einen agnostischen Marxisten. Es sei „eine Lust, gegen Heuchelei zu intervenieren“, sagte er – und verweigerte sich im Jahr 2000, nach der Bildung der ÖVP-FPÖ-Koalition, den Protesten gegen diese, die er „antifaschistischen Karneval“ nannte. Die schwarzblaue Regierung sei ihm „in ihren ideologischen Elementen unsympathisch“, aber er kritisiere die „Hysterie“ der Proteste, die „wohlfeile Denunziation Österreichs als Naziland“, schrieb er 2001 in einem offenen Brief an Franz Vranitzky. Und nein, er sei nicht übergelaufen, dies sei „schon deshalb unmöglich, weil ich nie irgendwo ein Mitläufer war“.

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