Miguel Díaz-Canel ist als Staats- und Parteichef auf dem Papier jetzt der starke Mann des Regimes in Havanna. Die alte Garde um Raúl Castro, die nun abgetreten ist, übt als Wächter der Revolution aber weiterhin großen Einfluss aus.
Nach den Maßstäben der alten Garde in Havanna ist Miguel Díaz-Canel geradezu ein Jüngling. Geboren nach dem Triumph der Revolution gegen das Batista-Regime zum Jahreswechsel 1958/1959, feierte Kubas neuer Mámimo Líder gerade seinen 61. Geburtstag. Der bald 90-jährige Rául Castro übergab ihm beim Parteitag in Havanna am Montag vertrauensvoll sein letztes und wohl auch wichtigstes Amt.
Als Staats- und Parteichef führt Díaz-Canel nun die Geschicke des wirtschaftlich ausgezehrten Inselstaats. 2018 hatte Castro ihn mit der Präsidentschaft betraut, und der handverlesene Technokrat bestand in seinen Augen die Bewährungsprobe. Die Digitalisierung – ein drängender Wunsch der Jugend – und nicht zuletzt die Liberalisierung gingen unter seiner Ägide nur zaghaft voran, Donald Trump torpedierte den unter Barack Obama angeleierten Prozess der Öffnung und die Pandemie warf den Tourismus als Wirtschaftsmotor zurück.