Genetik

Biologinnen sprechen vom „toxischen Y-Chromosom“

Ein ungleiches Paar: links das X-, rechts das viel kleinere Y-Chromosom eines männlichen Menschen.
Ein ungleiches Paar: links das X-, rechts das viel kleinere Y-Chromosom eines männlichen Menschen.Nature
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Zumindest bei Fruchtfliegen ist das vereinzelte Geschlechtschromosom daran schuld, dass Männchen kürzer leben.

Geprägt wurde der polemische Begriff „toxische Männlichkeit“ von der mythopoetischen Männerbewegung der Achtzigerjahre, die diese giftige von einer „tiefen“ Männlichkeit unterschied. Doch weite Verbreitung fand er erst in den letzten Jahren. Naturwissenschaftlich fundiert ist er nicht, doch man kann mit der Frage tändeln, was denn das Gift sei. Das Testosteron, sagen einige, die Biologin Alison Nguyen (Berkeley) fokussiert auf ein größeres Molekül: Sie spricht vom „Toxic Y Chromosome“, soeben im Titel einer Publikation in „PlOs Genetics“ (22. 4.), gemeinsam mit Doris Bachtrog. Sie meinen das wörtlich: Die Struktur der Y-Chromosomen sei dafür verantwortlich, dass Männer kürzer leben. Beziehungsweise Männchen: Die Arbeit behandelt Fruchtfliegen der Art Drosophila miranda.

Fruchtfliegen haben wie Menschen X- und Y-Geschlechtschromosomen. Das ist bei höheren Säugetieren die Norm, bei anderen Wirbeltieren durchaus nicht: Bei Vögeln haben etwa die Männchen zwei gleiche Z-Chromosomen und die Weibchen je ein Z- und ein W-Chromosom (der Buchstabe beschreibt nicht die Form!). Bei vielen Insekten haben die Weibchen zwei X-Chromosomen und die Männchen nur eines; das XY-System der Fruchtfliegen ist unter Insekten eine Ausnahme. Bei vielen Tierarten, etwa bei Schildkröten, gibt es gar keine Geschlechtschromosomen, das Geschlecht wird durch die Außentemperatur bestimmt.

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