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Englischer Rückzug: Super League vor dem Zusammenbruch

Chelsea-Fans mit Plakaten gegen die Super League
Chelsea-Fans mit Plakaten gegen die Super LeagueAPA/AFP/ADRIAN DENNIS
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Manchester City und United, Chelsea, Liverpool, Arsenal und Tottenham zogen sich aus der neuen Fußballliga zurück. Auch der FC Barcelona will die Fans abstimmen lassen.

Das Projekt einer europäischen Super League scheint keine zwei Tage nach ihrer Verkündung bereits in sich kollabiert. Nachdem zunächst der Rückzug von Manchester City und Chelsea am Dienstagabend durchgesickert war, erklärten nach einem Online-Meeting auch die anderen vier englischen Klubs - Manchester United, Liverpool, Tottenham, Arsenal - der Reihe nach ihren Austritt aus dem neuen Bewerb.

Damit stehen von den ursprünglich zwölf Topklubs nur noch Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid sowie Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan hinter der Super League. Doch auch diese Kandidaten wackeln längst, nachdem Ligen, Politik und Fans in den vergangenen Tagen auf die Barrikaden gegangen sind. Auch Sponsoren haben Druck aufgebaut, so verlor Liverpool bereits einen Geldgeber. Zudem hat sich nach Trainer Jürgen Klopp auch Reds-Kapitän Jordan Henderson in Absprache mit dem Team öffentlich gegen die Super League ausgesprochen.

Dass Real-Präsident Florentino Perez, einer der treibenden Kräfte, ein für den Abend geplantes Radio-Interview mit Cadena Ser nicht gehalten hat, wird als weiteres Indiz geäußert, dass die Super League noch in der Nacht endgültig das Ende ereilen könnte. Vorerst, denn die Idee wird den europäischen Klubfußball wohl noch länger verfolgen.

Noch vor dem englischen Rückzug hatten Bayern München, Borussia Dortmund Paris St. Germain, die eigentlich ebenfalls als Fixstarter im Bewerb vorgesehen waren, ihre Teilnahme am neuen Bewerb abgesagt.

Noch mehr Wackelkandidaten

Auch in Spanien und Italien gelten die Reihen ebenfalls nicht mehr als geschlossen. Laut Medienberichten kündigte Barcelona-Präsident Joan Laporta an, die Fans über eine mögliche Teilnahme an der Super League abstimmen zu lassen. "Es ist ihr Klub, also ist es ihre Entscheidung", wurde Laporta zitiert. Eine Ablehnung der Super League bei einer etwaigen Abstimmung dürfte sicher sein. Mittlerweile gilt auch Atletico Madrid als Absprung-Kandidat.

Die kollabierende Super League könnte sogar für eine echte Revolution sorgen. Die britische Regierung spielt nämlich als Konsequenz aus den jüngsten Ereignissen angeblich mit dem Gedanken, eine "50+1"-Regel nach deutschem Vorbild einführen zu wollen. Damit wäre die Zeit des ungebremsten Geldausgebens durch teilweise dubiose Eigentümer aus Arabien, Russland oder den USA wohl vorbei.

Zu Ende scheint auf jeden Fall die Zeit von Ed Woodward als Vorstandschef bei Manchester United zu sein. Der bei den United-Fans ungeliebte, von der Glazer-Familie eingesetzte Geschäftsführer des englischen Rekordmeisters hat aufgrund des Super-League-Desasters bereits den Hut genommen, berichteten britische Medien übereinstimmend. Und auch Andrea Agnelli, einer der Architekten der Super League, soll seinen Job als Juventus-Boss schon los sein.

(red/APA)

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