Serie: Natur-Talente

Jedes Früchtchen zählt

Hunderte Kilo Tomaten würden jede Woche weggeworfen, weil sie die falsche Form haben und von Kunden nicht gekauft würden. "Unverschwendet" rettet sie davor - zumindest einen Teil davon.
Hunderte Kilo Tomaten würden jede Woche weggeworfen, weil sie die falsche Form haben und von Kunden nicht gekauft würden. "Unverschwendet" rettet sie davor - zumindest einen Teil davon.(c) Getty Images (Spencer Platt)
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Der heutige Tag der Erde läuft in diesem Jahr unter dem Motto: „Jeder Bissen zählt“. Das Wiener Start-up „Unverschwendet“ macht auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam und rettet selbst Früchte, „die einfach nicht hübsch genug für den Supermarkt sind“.

Verkrümmt, zu klein, zu früh geerntet oder doch schon zu reif, aufgesprungen oder einfach zu viel davon? Die Geschwister Cornelia und Andreas Diesenreiter retten mit ihrem Start-up „Unverschwendet“ seit rund fünf Jahren Obst und Gemüse, das nicht den Supermarktkriterien entspricht oder das Bauern im Überschuss ernten. Sie holen es direkt dort ab und verarbeiten es zu „Zwetschke und Holunder"-Marmelade, „Apfel und Thymian"-Chutney, „Apfel und Mohn"-Senf oder „Tomate und mediterrane Kräuter"-Bruschetta.

Das Sortiment variiert laufend, die Produkte werden mittlerweile in Supermärkten in ganz Österreich vertrieben und ihr Unternehmen wächst. Die Notwendigkeit, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten, kennt kein Ende, erzählt Mitgründerin Cornelia Diesenreiter, beziehungsweise hat in Zeiten von Corona beinahe Hochkonjunktur: „Durch die Gastronomie-Schließungen blieb leider viel Obst und Gemüse ungenutzt und wurde zum Überschuss.“ Es ist ein Überschuss, der bei Landwirten im Umfeld von Wien entsteht, den sie mit ihrem zehnköpfigen Team alleine nicht stemmen kann. „Seit es uns gibt, haben wir bereits über sieben Millionen Kilo bestes Obst und Gemüse angeboten bekommen, retten konnten wir davon aber leider 'nur' ein paar Hunderttausend Kilo.“

Um „noch mehr“ tun zu wollen, reicht ein Anruf: „10.000 Kilo Tomaten. Tonnenweise Gurken. Paletten von Äpfeln. Wenn uns Informationen von solchen Überschussmengen von unseren Landwirten erreichen, bricht uns beinahe unser Herz. Landwirte stecken monatelang viel Arbeit in diese Früchte, um sie schließlich entsorgen zu müssen?“

„Nachhaltiger Konsum heißt nicht Verzicht"

Die Intention des Geschwisterduos, wertvolle Lebensmittel zu retten und zu Feinkost zu verarbeiten und durch ihre Arbeit auf das Problem der Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, passt zum Motto des heutigen „Tages der Erde", das da lautet: „Jeder Bissen zählt“. Der Earth Day geht jedes Jahr unter dem Titel „Restore our Earth“ der Frage nach: „Wie bauen wir die Welt wieder auf?"

Dafür kann laut Cornelia Diesen­reiter jeder einzelne einen kleinen Beitrag leisten. Ein nachhaltiger Lebensstil muss nicht gleich perfekt geführt werden: „Wichtig ist, dass wir alle irgendwo anfangen und uns Handlungen suchen, bei denen es uns leicht fällt, eine nachhaltige Alternative langfristig in unser Leben zu integrieren.“ Aber dass nachhaltiger Konsum auf keinen Fall Verzicht, sondern viel mehr ein Genuss sein kann, würde sie jeden Tag aufs neue erkennen.

Aber auch, dass der Einsatz für den Umweltschutz auch desillusionierend sein kann: „Durch unsere Arbeit erleben wir die Komplexität der Nachhaltigkeit jeden Tag aufs Neue und dabei gelangen wir auch sehr oft an unsere Grenzen.“ Wenn sie allerdings sehen, Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung geliefert zu haben und einen Teil zur Wertschätzung regionaler Lebensmittel betragen zu können, „motiviert uns das unglaublich", dann trage ihre Arbeit wortwörtlich „Früchte“.

Serie "Natur-Talente"

In einer losen Serie werden an dieser Stelle Projekte und Personen vorgestellt, die sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ beschäftigen.

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