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Tschad: Sohn des getöteten Präsidenten übernimmt Macht

Der Sohn des getöteten Präsidenten, Mahamat Déby, wurde zum Übergangspräsidenten ernannt.
Der Sohn des getöteten Präsidenten, Mahamat Déby, wurde zum Übergangspräsidenten ernannt.REUTERS
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General Mahamat Idriss Déby steht einem Übergangsrat vor. Sein Vater, Idriss Déby, starb am Dienstag auf einem Gefechtsfeld bei einer Attacke von Rebellen. Diese und andere Gruppen erkennen den Machtwechsel nicht an. Die Lage ist unabsehbar.

Nach dem Tod von Langzeitherrscher Idriss Déby (68) im Tschad übernahm am Mittwoch einer seiner Söhne, Mahamat Idriss Déby Itno, die Nachfolge. Sein Vater, der sich 1990 in dem armen Land (16 Millionen Bewohner) an die Macht geputscht hatte, war am Dienstag an Verletzungen gestorben, die er am Sonntag in einer Kampfzone nahe der Grenze zu Niger erlitten hatte. Berichten zufolge wurde die Truppe, die er besuchte, von Rebellen attackiert und Déby, selbst ein kampfgehärteter Offizier, von Kugeln getroffen. Am Montag war sein sechster Wahlsieg in Folge verkündet worden.

Mahamat Déby (auch: Mahamat Kaka) ist General und Chef einer Eliteeinheit, deren Name man mit „Generaldirektion des Sicherheitsdienstes für staatliche Institutionen" übersetzen kann, aber meist Präsidentengarde nennt. Die Stärke ist unklar, wohl 6000 bis 15.000 Mann, ein erheblicher Teil des Militärs, über das es ebenfalls nur unscharfe Daten gibt. Es wird 30.000 bis 40.000 Mann zählen und ist eines der besten und effektivsten Afrikas.

Auch über Mahamat Déby ist wenig bekannt. Geboren 1983 oder 1984, wurde er wie sein Vater Offizier und in Frankreich ausgebildet. Er führte Truppen im Feld gegen Rebellen, 2013 ein Interventionskorps in Mali, wo Dschihadisten die Hauptstadt erobern wollten. Einer seiner Brüder, Brahim, wurde 2007 nahe Paris ermordet; es war wohl ein Raubüberfall oder eine „missglückte“ Schuldeneintreibung; Gerüchte über Politmord oder Clanfehden sind nie verstummt.

APA/AFP/STR

Nun hieß es, Déby werde als Führer eines militärischen Übergangsrates eine Interimsregierung formen. Der Rat wurde am Dienstag publik, durch ein „Dekret Nr. 1" mit den Namen von 15 Generälen inklusive Déby. Dagegen rührte sich sofort Widerstand. Diverse Rebellengruppen drohten mit Angriffen auf die Hauptstadt N'Djamena, das Land sei keine Erbmonarchie. Kämpfer der „Front für Wechsel und Eintracht im Tschad" (Fact) sollen den Präsidenten getötet haben; sie waren am 11. April mit Fahrzeugen aus Libyen gekommen und schnell vorgerückt. Die Fact ist vorerst gestoppt, will aber wieder angreifen.

Laut Artikel 76 der Verfassung übernimmt im Fall des dauerhaften Ausfalls des Präsidenten der Parlamentschef das Gros seiner Kompetenzen. Binnen 90 Tagen müssen Wahlen folgen. Es gibt aber eine unklare Formulierung, die das Verfassungsgericht ermächtigen könnte, auch jemand anderen interimistisch zu ernennen.

Frankreich fordert Ordnung

Frankreich forderte eine Stabilisierung der Lage in der früheren Kolonie, wo noch eine (schwankende) Militärpräsenz besteht (mehrere Hundert Mann aufwärts plus Flugzeuge). Der Tschad gilt als Partner des Westens im Kampf gegen Dschihadisten und Steller von Hilfstruppen für andere Länder Afrikas. Der Tod von Idriss Déby sei „der Verlust eines tapferen Freundes“, so die Regierung in Paris. Bei dessen despotischen Tendenzen und der schlechten Menschenrechtslage sah man weg.

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