Gastkommentar

Von Meidlinger Strizzis lernen

Es ist erstaunlich, wie wenig Firmenlenker und Politiker damit gerechnet haben, dass ihre Smartphones irgendwann beschlagnahmt und überprüft werden könnten.

In den späten 1970 Jahren – Österreich wurde gerade vom Schmiergeld-Skandal um das Wiener Allgemeinen Krankenhaus erschüttert – war es unter Meidlinger Strizzis völlig klar, dass man halbseidene Geschäfte niemals am Telefon, sondern ausschließlich Face to Face im verrauchten Tschocherl ums Eck oder unter freiem Himmel ausmachen darf. Sonnenklar war auch, dass nicht einmal unter Haberern, aber schon gar nicht vor Fremden über die nächste „Linke“ geprahlt werden durfte, die man „drahen“ will (wienerisch „a Linke drahn“ = ein betrügerisches Geschäft durchführen). Auch damals gab es schon Telefonüberwachung, die sich mitunter, so geht die Mär, in einem verdächtigen Klicken im Viertelanschluss bemerkbar machte.

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Gut 40 Jahre später ist es bei elektronischen Medien ungleich einfacher, vergangene Dateien, SMS- und WhatsApp-Nachrichten zu rekonstruieren. Jedem halbwegs informierten Zwölfjährigen ist klar, dass sich im tiefen Grund der digitalen Welt mit überschaubarem Aufwand all das wiederfinden lässt, was nicht unbedingt das Licht der Welt erblicken soll – und es ist aus Gründen des gesellschaftlichen Zusammenhalts meist gut so, dass es auch dort bleibt.

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