Jener Polizist, der über neun Minuten lang auf George Floyd kniete, wurde nach US-Recht des Mordes schuldig gesprochen. Das Urteil stößt eine Untersuchung der Polizei durch das Justizministerium an.
Wien/Minneapolis.Es ging gut aus für die Stadt Minneapolis. Als am Dienstagnachmittag bekannt wurde, dass die Geschworenen im Mordprozess gegen den früheren Polizisten Derek Chauvin zu einem Urteil gelangt war, kamen die Menschen der Stadt auf die Straße; ihnen gegenüber, wieder einmal, Polizei in Schutzmontur. Die Nationalgarde war nach Minneapolis geschickt worden, um Demonstranten zu überwachen, in Schach zu halten, sollte das Urteil heißen: Freispruch.
Doch so kam es nicht. Die Jurymitglieder befanden Chauvin nach nur eintägiger Beratungfür schuldig in der Frage, ob er bei einem Polizeieinsatz im Mai 2020 George Floyd – einen unbewaffneten Afroamerikaner, der verdächtigt worden war, mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein Zigaretten bezahlt zu haben – nach US-Recht ermordet hat.
Als Richter Peter Cahill um kurz nach 16 Uhr am Dienstag den Schuldspruch verlas, brachen die Menschen auf den Straßen von Minneapolis in Tränen und in Jubel aus. Die Szenen erinnerten nicht an die zornerfüllten Demonstrationen des vergangenen Jahres. Sie glichen mehr einem Straßenfest. Aus dem Protestruf „Black Lives Matter“ wurde am Dienstag: „We matter.“
Strafmaß noch nicht bekannt
Das Urteil gegen Chauvin war weltweit mit Spannung erwartet worden. Der Polizeieinsatz, bei dem Chauvin neun Minuten und 29 Sekunden lang auf Floyds Oberkörper gekniet war, während dieser um Luft rang, mehrmals „Ich kann nicht atmen“ sagte und irgendwann bewusstlos wurde, hätte vielleicht keine so globale Rezeption gefunden, hätte nicht eine 17-Jährige die Geschehnisse auf einem Parkplatz in Minneapolis mit ihrem Handy gefilmt.