USA, China und Europa reisen mit schärferen Zielen zu Joe Bidens Klimagipfel. Doch Politiker alleine werden uns die Energiewende nicht verkaufen können.
Solarzellen sind ansteckend. Keine Sorge, da ist nicht die nächste unliebsame Viruswelle im Anrollen, das ist eine gute Nachricht: Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung hat herausgefunden, wovon es abhängt, ob sich Menschen eine Fotovoltaikanlage aufs Dach schrauben oder nicht. Die Höhe der staatlichen Förderung, das eigene Einkommen, der Bildungsgrad? All das ist demnach weniger wichtig als die Antwort auf eine altbekannte Frage: Hat mein Nachbar schon eine? Sehen Menschen aus ihrem Fenster andere Häuser mit Solarpaneelen, steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch eine zulegen, stark, so das Ergebnis der Studie.
Warum das interessant ist? Weil dieser Tage die politischen Führer des Planeten wieder einmal ausrücken, um sich gegenseitig zu erklären, dass sie nun aber wirklich bald damit anfangen werden, dem Klimawandel zu Leibe zu rücken. Das EU-Parlament beschloss am Mittwoch, bis 2030 um 55 Prozent weniger CO2-Äquivalent ausstoßen zu wollen als 1990. Bisher galt ein Ziel von minus 40 Prozent. China und die USA dürften am Donnerstag mit schärferen Klimazielen nachlegen. US-Präsident Joe Biden hat zum digitalen Klimagipfel geladen, um die Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens zu motivieren, endlich Beschlüsse zu fassen, die mit den Zielen aus Paris konform gehen. Die bisherige Bilanz der Vereinten Nationen ist ernüchternd: Halten sich die Staaten nur an das, was sie bisher versprochen haben, sinkt der CO2-Ausstoß bis 2030 gegenüber 2021 lediglich um ein Prozent. Keine Solarpaneele weit und breit also, wenn die Regierungen mancher Staaten aus den Fenstern blicken.