Menschen, ihr seid auch gefährdet: Teilnehmerin der Fridays-For-Future-Proteste in Wien.
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Mitreden: Wie ist das Klima noch zu retten?

Eine Konferenz in den USA lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema Klimawandel. Doch was können die Politik und jeder Einzelne tun, um die globale Erwärmung zu bremsen? Diskutieren Sie mit!

Es tut sich etwas - nicht nur bei den Corona-Impfungen, sondern auch beim Thema Klimawandel: Am Donnerstag und Freitag lädt US-Präsident Joe Biden 40 Staatsoberhäupter, deren Staaten gemeinsam rund 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen produzieren. Ziel ist, „die Chancen für sinnvolle Ergebnisse“ bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow im Herbst zu erhöhen. Die USA kündigten jedenfalls schon an, im Vergleich zu 2005  ihren Treibhausgasausstoß bis 2030 halbieren zu wollen.

Europa hat sich (immer wieder) ambitionierte Ziele gesetzt, zuletzt am Mittwoch: Bis zum Jahr 2030 soll die Union ihre Emissionen gegenüber dem Basisjahr 1990 um mindestens 55 Prozent senken. Doch wie realistisch ist das überhaupt? Und wie steht Österreich da? Die zentralen Fragen beantworten Oliver Grimm und Stefan Riecher.

Noch eine wichtige Frage: Wer zahlt nun eigentlich für das alles? Fakt ist: Die Vorbereitung der Finanzierung des eine Billion Euro schweren „EU Green Deal“, den EU-Kommissionspräsident Ursula van der Leyen versprach, verzögert sich. Warum? EU-Korrespondent Grimm erklärt in seinem wöchentlichen Briefing aus Brüssel, dass die Kommission ein heikles Problem weiterhin „auf die lange Bank“ schiebt. Nämlich die Frage, ob Erdgas und Atomkraft als „grüne“ Investitionsformen gelten.

Matthias Auer meint unterdessen in einem Leitartikel, dass Politiker und ihre Steuerungsmaßnahmen alleine sowieso wenig ausrichten können. Als Beispiel nennt er die Elektromobilität:  „Weder die Förderungen noch die Abgasnormen der EU konnten die Menschen dazu bewegen, die faden elektrischen Erstlingswerke der Autoindustrie zu kaufen. Erst mit Tesla wurde das E-Auto zum Statussymbol – und der Hype begann.“

Was kann kann abseits der Politik also jede Einzelne, jeder Einzelne beitragen, um das Klima zu retten? Vor allem unter den ganz Jungen stieg in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für den Klimawandel stark, auf der ganzen Welt gehen sie demonstrieren. Was die „Fridays For Future“ nachhaltig bewirkt, darüber ist man sich noch uneins: Der ehemalige Aktivist Clemens Traub etwa übt scharfe Kritik an den auch in Coronakrisen-Zeiten „anhaltenden Postmaterialismus des grün-bürgerlichen Nachwuchses“. In einem Gastkommentar in der „Presse“ schreibt er dazu: „Was sind schon zerstörte Lebensbiografien, wenn die drohende Apokalypse unmittelbar bevorsteht? In den Augen gymnasialer Weltenretter sind dies ohnehin nur weitere Kollateralschäden, welche die Hinfälligkeit unseres blutrünstigen Systems aufzeigen. Klassisch linke Solidarität sieht anders aus."

Autor Christian Schienerl widerspricht in einer Replik, er ortet „denselben konservativen Kleingeist, der auch schon den 68ern entgegenwehte“. Weiter schreibt Schienerl: „Es wird heiß werden, die Ernährungssicherheit keine mehr sein, Arbeitsplätze werden en masse verloren und die jährlichen Klimaschäden in die Billionen Euro gehen, hunderte Millionen als Klimaflüchtlinge unterwegs sein. Sind das die apokalyptischen Fantasien privilegierter Jugendlicher? Nein, das ist nur der Stand der Wissenschaft."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Was bringen Verbote und Förderungen? Wird Innovation das Klima retten? Wird genug unternommen? Was sind die richtigen Hebel? Wie viel können Österreich und Europa überhaupt ausrichten? Und: Wie gehen Sie persönlich mit dem Thema Klimawandel um?

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