Kommentar

Wollen Sie diesem Mann Ihre Kinder anvertrauen?

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Also irgendwann ist Schluss, selbst bei der Geldgier eines Mark Zuckerberg. Möchte man meinen. Denn mit der Idee einer Instagram-App für Kinder schießt er einmal mehr den Vogel ab.

Während Mark Zuckerberg seine Kinder Maxima und August Chan so weit wie möglich von der Öffentlichkeit fernhält und seine Familie Privatsphäre schätzt, ist ihm die von allen anderen - gelinde gesagt - egal. Die Pläne von Facebook, eine kindgerechte Version von Instagram auf den Markt bringen zu wollen, hat verständlicherweise Kinderschützer weltweit auf den Plan gerufen.

Dass das Zuckerberg-Imperium auf den Datenschutz pfeift, ist längst bekannt. Das ist der Deal, den Nutzer wissentlich eingehen. Sie bleiben vernetzt, sind gefühlt am Puls der Zeit und haben ein ständig parates Ventil, um sich zu präsentieren, profilieren und echauffieren. Wer sich hingegen lieber weniger literarisch ausdrückt und dem Leitmotiv "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" folgt, hat Instagram. Wer es privater schätzt, darf sich im Facebookversum auf WhatsApp verlassen. 1,9 Milliarden auf Facebook, 600 Millionen auf Instagram und 1,2 Milliarden Menschen auf WhatsApp sind sich des Preises des Gratisdienstes bewusst. Doch bei den Kindern ist Schluss. Deren Daten zu Geld zu machen, ist unanständig.

Es stellen sich viele Fragen: Sollen wir Narzissmus in den Jüngsten unserer Gesellschaft verankern? Müssen wir Selbstdarstellung fördern? Wollen wir sie wirklich noch früher mit dieser toxischen Welt konfrontieren? Können wir davon ausgehen, dass Kinder sich schon der Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind und sie tatsächlich wissen, welche Abdrücke sie schon ab frühester Kindheit im Internet hinterlassen? Die Daten, mit denen wir sie zahlen lassen, sind viel wert. Und dass diese von Facebook nicht für Werbezwecke missbraucht werden, steht einfach nicht zur Diskussion.

Da helfen auch nicht die Versprechen, dass dieses Instagram werbefrei bleiben wird. Zu oft haben Eltern bewiesen, dass sie ihre Kinder vermarkten, wenn der Preis stimmt. Gut, das ist jetzt sicher nicht die Mehrheit. Aber wie viele Eltern kontrollieren regelmäßig die Social-Kontakte ihrer Kinder, anstatt darauf zu vertrauen, dass sie eh das Richtige tun? Hinzu kommt die traurige Wahrheit, dass viele Eltern bei der Medienkompetenz hinterher hinken und gar keine Ahnung davon haben, was ihre Kinder in der digitalen Welt so treiben.

Und neben all diesen Horrorszenarien bleibt Facebook wohl ob des "frühen Stadiums der Entwicklung" in der "sicheren und altersgerechten" Version die Antwort auf die wohl wichtigste Frage schuldig: Wie will Facebook garantieren, dass sich auf dem Instagram für Kinder auch wirklich nur Kinder tummeln?

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