Personalia

Henckel-Donnersmarck leitet das Stift Klosterneuburg

Abt Gregor Henckel Donnersmarck
Abt Gregor Henckel Donnersmarck(c) Clemens Fabry, Presse
  • Drucken

Weil der frühere Propst, Bernhard Backovsky, laut Vatikan Missbrauchs-Vorwürfe nicht angemessen aufgearbeitet habe, war ein deutscher Kurienbischof zum Übergangs-Stifts-Leiter bestellt worden - dieser sorgte nun dafür, dass Gregor Henckel-Donnersmarck zum Zug kommt.

Das Wahrzeichen Klosterneuburgs, das Augustiner-Chorherren-Stift, dessen Grundsteinlegung durch den Babenberger Leopold III. mehr als 900 Jahre her ist, bekommt einen neuen – prominenten – Leiter: den Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck. Der 78-jährige soll als Administrator alle Vollmachten bekommen, die einem Stiftsdechanten gemäß der österreichischen Chorherren-Kongregation zukommen.

Die Vorgeschichte ist einigermaßen prekär: Vor einem Jahr war der langjährige Propst Bernhard Backovsky krankheitsbedingt zurückgetreten. Im Sommer kam es dann zu einer vom Vatikan angeordneten Visitation des Stifts. Die verhieß nichts Gutes. Im Oktober griff Rom durch. Und machte den deutschen Kurienbischof Josef Clemens zum päpstlichen Delegaten. Die Augustiner Chorherrn hatten somit einen neuen Übergangsleiter. Der Grund dafür: Der Vatikan war zu der Ansicht gelangt, dass Backovsky nach Bekanntwerden von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht weitreichend genug reagiert habe. Mittlerweile wurden im Stift zwei Präventions-Beauftragte bestimmt, die Maßnahmen gegen Missbrauch und Gewalt umsetzen sollen.

Zuletzt hatte sich der in Rom lebende Josef Clemens laut „Presse“-Informationen im Februar einige Tage in Klosterneuburg aufgehalten, was aber durch österreichische und italienische Quarantäne-Bestimmungen (Stichwort Corona) zu einem mühsamen Unterfangen geriet. Hinter den Kulissen tat sich dennoch einiges. Donnerstagnachmittag wurde offiziell, wen der päpstliche Delegat per Antrag an die Kongregation für die Institute geweihten Lebens zum neuen Administrator gemacht hat – eben jenen Mann, der von 1999 bis 2011 Abt des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz war. Ab 2. Mai soll Henckel-Donnersmarck (er hat übrigens Welthandel studiert) seine Tätigkeit aufnehmen. Wie er es anlegt, weiß man im Stift noch nicht. Anzunehmen ist, dass er ebendort einzieht. Die Chorherren, so ist zu hören, würden dies begrüßen.

„Ich werde immer sagen, in dubio pro papa, im Zweifel für den Papst.“ Dieses knappe Aussage von Gregor Henckel-Donnersmarck aus einem Interview mit der „Presse“ im Jahr 2010 sagt sehr viel über den gebürtigen Schlesier aus alter deutsch-österreichischer Adelsfamilie. Wobei er, nebenbei bemerkt, denn doch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. öfter verteidigt hat als Franziskus. Ob das damit zu tun hat, dass der gebürtige Schlesier seit 2011 emeritiert ist?

Wortgewaltig und offen gegenüber Medien hat er stets einer katholischen Kirche das Wort geredet, die es mit Reformen nicht übertreiben soll und hat Pfarrern schon einmal fehlenden Gehorsam vorgeworfen. Eine Abschaffung des Zölibats oder die Ermöglichung der Weihe von Frauen zu Priesterinnen waren (und sind wohl noch immer) für ihn undenkbar. Zuletzt, erst vor zwei Jahren, sorgte  sein Auftritt bei einem Vortag in der Wiener Moschee für gewisses Aufsehen. „Wenn Muslime hier ihren Glauben gut leben, ist das kein Grund zur Angst“, meinte er da.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.