Showdown im U-Ausschuss: Der SPD-Kanzlerkandidat weist jede Verantwortung am Finanzskandal von sich. Viele sehen das anders.
Berlin. Am Donnerstag um 11.09 Uhr herrscht kurz eine erwartungsvolle Stille im vierten Stock des Paul-Löbe-Hauses im Berliner Regierungsviertel. Dann setzt das Dauerfeuer der Fotografen ein, während Olaf Scholz mit schwarzer Maske im Gesicht und dunkler Aktentasche in der Hand an den Journalisten vorbeimarschiert und im Saal E 4900 verschwindet, wo der vermutlich unangenehmste Termin des Vizekanzlers im Kalenderjahr 2021 beginnt.
Fünf Monate vor der Bundestagswahl ist der SPD-Spitzenkandidat im Wirecard-U-Ausschuss geladen, der die politische Dimension des Finanzskandals ausleuchten soll. Der Vizekanzler stellt sich also vor, wie das Usance ist. Man erfährt, dass er in Osnabrück geboren und Rechtsanwalt ist. Als Dienstort nennt er Berlin, also das Finanzministerium, das Scholz als Minister führt. Genau deshalb sitzt er auch stundenlang im Zeugenstuhl: Scholz' Finanzministerium ist nämlich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) unterstellt, die im Fall Wirecard versagt hat.