Morgenglosse

Je jünger, desto benachteiligter

FFP2-Maskenpflicht am Donaukanal
FFP2-Maskenpflicht am DonaukanalAPA/HERBERT NEUBAUER
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Von berufstätigen Menschen bis abwärts zu Schulkindern. Die Fairness zwischen den Generationen gerät in Schieflage.

Während ältere Menschen demnächst unbeschwert mit dem Grünen Pass ins Ausland auf Urlaub fahren, werden Berufstätige und noch Jüngere weiterhin ohne Impfung auskommen müssen. Doch das ist nicht die einzige Ungerechtigkeit.

Ab 19. Mai wird zwar gelockert, aber es kommt eine Sperrstunde um 22 Uhr. Im Normalfall verlassen junge Menschen um diese Uhrzeit gerade erst die Wohnung. Wir verzeichnen die höchsten psychischen Probleme bei Jugendlichen und Kindern seit Jahrzehnten und dennoch wird vehement darüber hinweggesehen. Um zu ahnen, was passiert, wenn jemand die „Jugend“ nicht ausleben kann, braucht man keinen Psychologieabschluss.

Österreichs Schulen (Sekundarstufe 2) waren viermal so lange geschlossen wie deutsche Schulen. Kinder- und Jugendpsychiaterin Katrin Skala zeichnet zuletzt auf „Servus-TV“ eine traurige Zukunft: „Ich bin überzeugt davon - das, was in diesem Jahr an Schädigungen entstanden ist, wird unglaublich viel mehr Lebenszeitverlust bringen, als bei den Leuten, die jetzt an Covid verstorben sind. Jedes Leben ist schützenswert, nur hier (Anm.: Kinder und Jugendliche) sehen wir es erst in 20, 30, 40 Jahren.“

Und je jünger, desto benachteiligter. Von den Kinderrechten die vor exakt zehn Jahren in die Bundesverfassung mitaufgenommen wurden, war im vergangenen Jahr wenig zu merken:

„Artikel 1: Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit. Bei allen Kinder betreffenden Maßnahmen öffentlicher und privater Einrichtungen muss das Wohl des Kindes eine vorrangige Erwägung sein.“

Jetzt wo wir die ältere Gruppe geschützt haben, ist es höchste Zeit umzudenken. Vielleicht sogar von unten nach oben anzufangen. Nicht mit der Impfung - mit der Bevorteilung. Ununterbrochener Schulbetrieb mit vernünftigen Maßnahmen, Open-Air-Partys mit Registrierung und Teilnehmerbegrenzung und gleiche Urlaubsregeln für alle. Es muss ja nicht gleich die Pensionsreform sein.

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